DFB-Elf selbstbewusst gegen Japan - Prinz nur Fan
Mönchengladbach (dpa) - Die Mannschaft befreit, die Trainerin zufrieden und die in Galaform auftrumpfende Stürmerin Inka Grings in Feierlaune: Die deutschen Fußball-Frauen wollen sich bei ihrer Jagd nach dem dritten WM-Titel nicht mehr ablenken lassen.
Auch nicht von der ungeliebten Diskussion über die Rolle der nervlich angeschlagenen Anführerin Birgit Prinz. „Natürlich freue ich mich über meine Tore, aber wichtiger ist, dass wir uns als Mannschaft gefangen und gefunden haben“, betonte Grings nach dem erlösenden 4:2 (2:0)-Sieg zum Vorrundenabschluss gegen Frankreich am Dienstag in Mönchengladbach.
Mit ihren ersten zwei Turniertoren (32. Minute/68./Foulelfmeter) und einer glanzvollen Vorstellung nutzte die wie erwartet für Prinz erstmals bei dieser WM in die Startelf berufene Duisburger Angreiferin ihre Chance eindrucksvoll. Nicht zuletzt deshalb ist wohl nicht mit einer schnellen Rückkehr von Rekordnationalspielerin Prinz, die nach 26 Länderspielen in Serie erstmals nicht spielte, zu rechnen. „Es ist eine unangenehme Situation für die Bundestrainerin. Ich möchte nicht in ihrer Haut stecken“, betonte Grings mit Blick auf das Viertelfinale am Samstag gegen Japan.
Zwar zeigte Grings großes Verständnis für die schwierige Situation der auf der Bank als „Fan“ mitjubelnden Prinz, doch ihren Platz freiwillig wieder räumen will sie auch nicht. „Das ist natürlich schwierig. Alles andere wäre ja auch gelogen“, gab die 32-Jährige zu, sich mit der Ersatzrolle wie in den ersten beiden Spielen nur schwerlich anfreunden zu können.
Nach den eher mühseligen Erfolgen gegen Kanada (2:1) und Nigeria (1:0) zeigte die DFB-Auswahl gegen die „Equipe tricolore“ ihre beste Turnierleistung und tankte als Gruppensieger vor dem ersten K.o.-Spiel in Wolfsburg kräftig Selbstvertrauen. Kerstin Garefrekes (25.) hatte die deutsche Elf per Kopf auf den Erfolgsweg gebracht, Grings zunächst auf 2:0 erhöht und später den Elfmeter sicher zum 3:1 vollstreckt. Da war Frankreich durch die Rote Karte für Torhüterin Berangere Sapowicz (65.) nach einer Notbremse gegen Fatmire Bajramaj bereits dezimiert. Selbst durch die zwischenzeitlichen Anschlusstore durch Marie-Laure Delie (56.) und Laura Georges (72.) ließ sich der zweimalige Weltmeister nicht aus der Ruhe bringen. Den Schlusspunkt setzte Celia Okoyino da Mbabi mit ihrem zweiten WM-Tor (89.).
„Wir haben Spielfreude gezeigt. Ich finde, dass wir jetzt wirklich angekommen sind in dem Turnier“, bilanzierte Neid erleichtert und freute sich über die telefonische Gratulation von Bundeskanzlerin Angela Merkel nach der Partie. Eine klare Steigerung sah auch Torhüterin Nadine Angerer - trotz der beiden Gegentreffer: „In den ersten beiden Spielen waren wir wirklich wie gelähmt. Heute waren wir beflügelt.“ Babett Peter, Wegbereiterin des 1:0, betonte, man habe ein „Stück Leichtigkeit“ zurückgewonnen.
Als alle Spielerinnen den Medienvertretern gelöst und fröhlich Auskunft gaben, hatte sich Prinz längst unbemerkt aus dem Borussia-Park geschlichen. Dass die 33-Jährige die Interview-Zone umkurvte, dürfte dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) einen Rüge vom Weltverband FIFA einbringen. Denn bis auf die für die Dopingkontrolle ausgelosten Spielerinnen müssen alle durch die sogenannte „Mixed Zone“. „Birgit wollte sich heute nicht äußern“, sagte DFB-Mediendirektor Ralf Köttker.
Dass die tagelange Diskussion um die erfolgreichste Spielerin der Welt das beherrschende Thema in der Öffentlichkeit ist, gefällt weder Neid noch den Spielerinnen. Erstmals erläuterte die Bundestrainerin, wie die nach dem Nigeria-Spiel und ihrer frühen Auswechslung völlig frustrierte Rekordnationalspielerin zu ihrer Bank-Rolle gekommen ist.
„Birgit wusste seit Samstag, dass sie nicht spielt“, erklärte Neid. Demnach hat die sensible Prinz aufgrund ihrer angeknacksten Psyche selbst den Rückzug angetreten. „Wir haben darüber gesprochen, wie sie sich sieht im Moment, ob sie überhaupt mental in der Lage wäre, zu spielen. Und da sagt sie: Nein, nicht von Anfang an“, erklärte Neid. Einen Grund, sie noch einzuwechseln, habe sie nicht gesehen. „Wir sind ein Team und die Birgit hat sich genauso über die Tore gefreut wie alle anderen auch“, betonte Neid. „es war eine Super-Mannschaftsleistung. Wie wir im nächsten Spiel anfangen werden, kann ich noch nicht sagen.“
Von einem unrühmlichen Abschied der „überragenden Persönlichkeit“ und „absoluten Führungsspielerin“ (Angerer) mochte Neid nichts wissen. Prinz habe in den letzten Trainingseinheiten schon befreiter gewirkt. „Ich denke, dass wir von Birgit bestimmt noch was sehen werden.“
Bajramaj, der Neid bei ihrem Startelf-Debüt dieser WM „aufsteigende“ Form attestierte, wünscht der Spielführerin voller Respekt „nur das Beste“: „Ich gönne ihr ganz viele Spiele und Tore.“ Doch danach sieht es längst nicht mehr aus.