Die Suche nach der Idee
Bundestrainerin Silvia Neid vermisst bei ihren Spielerinnen elementare Dinge des Fußballs.
Frankfurt. Um null Uhr in der Nacht begann Annike Krahns 26. Geburtstag, aber gefeiert haben sie dann doch nicht mehr. „Wir haben noch gegessen, dann waren die meisten schnell im Bett“, sagte Simone Laudehr am Freitag zu den Stunden nach dem Spiel gegen Nigeria. Dabei hatten die deutschen Nationalspielerinnen mit dem 1:0 vorzeitig das Viertelfinale erreicht, aber auch am Tag eins nach diesem „Erfolg“ war die Ernüchterung über den erschreckend schwachen Spielstil weitaus größer als jede Freude.
Offenbar hat es Bundestrainerin Silvia Neid nicht geschafft, innerhalb einer dreimonatigen Vorbereitung abrufbare Spielabläufe einzutrainieren. Neid drückt es so aus: „Wir haben die Bälle immer gleich zu denen mit den grünen Shirts gespielt.“ Und um eine Ausrede vom Tisch zu wischen, legte sie nach: „Auch vor 50 000 Zuschauern müssen wir in der Lage sein, auch mal eine Spielerin im richtigen Trikot zu finden.“ Neid verkündete das Einmaleins des Fußballs. Diese simplen Betrachtungen zeigen, woran es mangelt: An Elementarem. An Dingen, über die man bei einem zweifachen Weltmeister nach dem zweiten WM-Spiel eigentlich nicht mehr diskutieren dürfte.
„Wir haben nach dem Spiel zusammengesessen und überlegt, woran es liegen könnte“, sagte Alexandra Popp. „Aber wir wissen es auch noch nicht.“ Auch die 20-Jährige, eigentlich ein Ausbund an Dynamik und technischer Beschlagenheit, enttäuschte.
Der Plan Neids, mit erfahrenen Kräften zu beginnen und den Gegner hernach mit jugendlichem Elan von der Ersatzbank aus nieder zu spielen, ist gescheitert. „Wir wirken gehemmt“, sagte Neid. Eben nicht so federleicht, wie sie ihr Team kennt. Oder vielleicht auch nur die Gegner?
Dass die nach einer ordentlichen WM-Vorbereitung aufgeholt haben, ist offensichtlich. Und sie sind bereit, das Spiel des DFB-Teams mit Härte zu (zer-)stören. „So etwas wie in diesem Spiel habe ich noch nicht erlebt“, sagte Neid zur harten Gangart. „Gut, dass wir jetzt bis Dienstag Zeit haben.“ Es braucht Regeneration. Aber vor allem braucht es neue Ideen.