„Ein fantastisches Turnier“ - Alltag nun beim DFB
Frankfurt/Main (dpa) - Großes Kompliment von FIFA-Präsident Joseph Blatter, Lobeshymnen von den Mannschaften: 2011 zeigte sich meist von seiner schönsten Seite.
Hässlich nur der Doping-Skandal um Nordkorea, nicht immer auf Ballhöhe die überforderten Schiedsrichterinnen und enttäuschend das Viertelfinal-Aus von Titelverteidiger Deutschland. Erfrischend und überraschend dagegen der neue Weltmeister Japan. „Das ist die beste Weltmeisterschaft aller Zeiten, von den Zuschauern her, der Stimmung und der Organisation. Ein fantastisches Turnier“, sagte Schwedens Trainer Thomas Dennerby.
Während sein Land die EM 2013 und Kanada die WM 2015 ausrichten darf, kehrt für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) nach dem „Sommermärchen“ 2006 und dem Frühlingserwachen des Frauenfußballs nun der Alltag ein. „Wir Deutschen sind auf jeden Fall dankbar, dass die FIFA uns in den letzten Jahren vier große Weltturniere übertragen hat“, sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger auch im Hinblick auf den Confed-Cup 2005 und die U-20-WM der Frauen 2010. „Das wird so schnell nicht mehr passieren. Diese vier großen Turniere haben den deutschen Fußball deutlich weiter gebracht.“ Zur WM meinte er: „Sie hat alle Erwartungen übertroffen.“
Auch FIFA-Boss Blatter hatte bei seinem zweiten Abstecher zur WM nichts zu bemängeln. „Die Stadien waren großartig. Diese Begeisterung ist auch geblieben, obwohl die deutsche Mannschaft im Viertelfinale gestrauchelt ist“, sagte Blatter. „Der Fußball ist etwas globaler geworden.“ Bester Beweis war der Triumph der Japanerinnen, die als erstes asiatisches Fußballteam einen WM-Titel gewannen. Groß und sehr gut sei das Spiel der Frauen selbst gewesen, meinte Blatter und bat: „Man soll es nicht vergleichen mit dem Spiel der Männer.“ Die Schiedsrichterinnen müssten hingegen noch dazulernen.
782 000 von 900 000 Karten hat das Organisationskomitee verkauft, eine Auslastung von 86 Prozent. Im Schnitt kamen mehr als 26 000 Besucher zu den Begegnungen in den neun Stadien. So konnte der ohne öffentliche Gelder aufgestellte WM-Etat von 51 Millionen Euro eingehalten werden, ohne dass der DFB ein Minus ausgleichen musste. Über die sensationellen TV-Einschaltquoten - mit 16,95 Millionen Zuschauern beim Viertelfinal-Aus Deutschlands gegen Japan als Spitzenwert - freuten sich auch die sechs nationalen Sponsoren, die jeweils vier Millionen Euro bezahlt hatten.
„Einen großartigen Job“, so die im Finale knapp gescheiterte US-Stürmerin Abby Wambach, habe das OK um Präsidentin Steffi Jones gemacht: „Ich ziehe den Hut vor Steffi.“ Es sei „sehr wohltuend“, so Norwegens Trainerin Eli Landsem, „wie sich die Menschen in Deutschland auf den Frauenfußball einlassen.“ „Danke Deutschland! Eine tolle Organisation“, sagte US-Trainerin Pia Sundhage. „Dieses Turnier hat den Frauenfußball auf der ganzen Welt weitergebracht.“
Bei der WM in vier Jahren in Kanada spielen erstmals 24 statt 16 Teams. „Das wird dem Fußball neue Märkte öffnen“, meinte Blatter optimistisch. „Auf dem Weg dorthin sollte die FIFA nachdenken, unter dem Aspekt der weltweiten Weiterentwicklung des Frauenfußballs vielleicht wieder so eine Art Welcome Tour zu machen“, empfahl OK-Präsidentin Steffi Jones. „Dass man nochmal in die einzelnen Länder geht und mit den nationalen Verbänden den Austausch sucht.“ Auch das Entwicklungsprogramm des Weltverbandes könne helfen, Ligen aufzubauen und zu verhindern, dass die Leistungsspanne bei der nächsten WM nicht zu groß werde.
Nach der „besten Weltmeisterschaft“, so auch FIFA-Abteilungsleiterin Tatjana Haenni, müsse sich der Frauenfußball weiterentwickeln. „2015 - das wird dann der nächste Meilenstein und nochmal eine neue Wirkung haben für die Welt.“ Die Schweizerin ist sich aber bewusst, dass der Frauenfußball noch längst nicht überall auf dem Erdball angekommen ist. „Es kann einfach immer noch nicht jedes Mädchen Fußball spielen, wenn es möchte. Es gibt ganz viele Länder auf der Welt, die Aufholarbeit leisten müssen“, mahnte Haenni.