Achter vergoldet Silbertag - Steffen verpasst Finale
London (dpa) - Der Deutschland-Achter hat sich nicht vom Erfolgskurs abbringen lassen und einen deutschen Silbertag in London vergoldet.
Durch Turner Marcel Nguyen, Judoka Kerstin Thiele, die Radsportler Tony Martin und Judith Arndt und den Frauen-Doppelvierer im Rudern gab es am fünften Olympia-Wettkampftag gleich fünf zweite Plätze. Mit Bronze im Kajak-Einer steuerte Slalomkanute Hannes Aigner die insgesamt siebte deutsche Medaille bei.
Im Medaillenspiegel belegte die Mannschaft damit nach 73 Entscheidungen mit drei Gold-, acht Silber- und zwei Bronzeplaketten Rang sechs. An der Spitze der Länderwertung behauptete China (17-9-4) seinen Vorsprung vor den USA (12-8-9).
DOSB-Präsident Thomas Bach freute sich mit den deutschen Sportlern: „Das wird die Stimmung in der deutschen Mannschaft noch weiter anfeuern - so weit das möglich ist. Das ist ein positives Signal an die anderen.“ Mit dem Finalsieg auf dem Dorney Lake bei Eton hatte der Deutschland-Achter den Medaillenreigen eröffnet. Das Paradeboot des Deutschen Ruder-Verbandes holte nach 24 Jahren wieder olympisches Gold. Der Doppelvierer der Frauen musste sich nur dem Boot aus der Ukraine geschlagen geben und gewann Silber.
Mit dem Silber-Gewinn holte Turner Marcel Nguyen die erste deutsche Olympia-Mehrkampfmedaille seit 76 Jahren. Bessere Noten erhielt nur Olympiasieger Kohei Uchimura aus Japan. Fabian Hambüchen musste nach einem Patzer am Pferd mit Rang 15 zufrieden sein.
Enttäuschend endete der erste Einzelstart für Britta Steffen. Die Doppel-Olympiasiegerin von Peking verpasste das Finale über 100 Meter Freistil als Zwölfte klar. „Vielleicht ist meine Zeit einfach vorbei, was die 100 Meter betrifft“, meinte die 28-Jährige.
Jeweils Zweite wurden Tony Martin und Judith Arndt, die den Radsportlern die ersten Medaillen in London bescherten. Der durch einen Handbruch gehandicapte Martin musste im Zeitfahren nur dem überragenden Tour-de-France-Sieger Bradley Wiggins aus Großbritannien den Vortritt lassen. „Ich bin jetzt noch ganz sprachlos. Das ist eine Leistung, vor der man nur den Hut ziehen kann“, verneigte sich DOSB-Chef Bach vor Martin. Für Arndt war bei ihren letzten Olympischen Spielen die Amerikanerin Kristin Armstrong zu stark.
Einen Tag nach Silber für Ole Bischof holte Kerstin Thiele überraschend das zweite Edelmetall für die deutschen Judokas. Im Finale der Gewichtsklasse bis 70 Kilogramm war die 25-Jährige gegen die französische Weltmeisterin Lucie Decosse allerdings chancenlos. Mit einem beherzten Finallauf paddelte Kanute Aigner im olympischen Wildwasserkanal zur Bronzemedaille.
Für die Schwimm-Weltrekorde Nummer vier und fünf sorgten der Ungar Daniel Gyurta in 2:07,28 Minuten über 200 Meter Brust und Rebecca Soni aus den USA, die über die gleiche Strecke bei den Damen 2:20,00 Minuten im Halbfinale benötigte. Nathan Adrian (USA) über 100 Meter Freistil, die Chinesin Jiao Liuyang über 200 Meter Schmetterling und das Freistil-Quartett der Amerikanerinnen holten das übrige Gold.
Angelique Kerber erreichte als erste deutsche Tennisspielerin seit 20 Jahren ein olympisches Viertelfinale. Sie bezwang Venus Williams aus den USA in zwei Sätzen. Julia Görges und Sabine Lisicki schieden im Achtelfinale aus. Ebenfalls Endstation war im Badminton für Marc Zwiebler und Juliane Schenk im Achtelfinale. Aussichtsreich im Medaillenrennen liegen vor Weymouth die deutschen Surfer Moana Delle und Toni Wilhelm als Dritte bzw. Vierte der Gesamtwertung.
Die Hoffnungen auf die zweite deutsche Fechtmedaille in London platzten vorzeitig. Degenspezialist Jörg Fiedler verpasste durch eine Niederlage gegen den Südkoreaner Jin-Sun Jung den Einzug in die Vorschlussrunde. Säbelfechterin Alexandra Bujdoso scheiterte bereits in Runde eins. Eine Waffenstörung im Vorkampf kostete Munkhbayar Dorjsuren die mögliche Finalteilnahme mit der Sportpistole.
Wegen Manipulationsverdacht wurden acht Badminton-Spielerinnen aus China, Südkorea und Indonesien von Olympia ausgeschlossen. Sie sollen Vorrundenspiele in der Doppel-Konkurrenz beeinflusst haben, um in der K.o.-Runde leichtere Gegnerinnen zu haben.