Arnd Peiffer im Interview: „Imageschaden noch gar nicht zu beziffern“

Arnd Peiffer über Nahrungsergänzungsmittel, Doping-Generalverdacht und seine Silbermedaille mit der Staffel.

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Düsseldorf. Fehlerfrei geschossen, grandios gelaufen — mit Silber in der Staffel hat Olympia für den Biathleten Arnd Peiffer noch ein versöhnliches Ende genommen. Unsere Redakteurin Stefanie Wahl hat mit dem 26-Jährigen gesprochen.

Herr Peiffer, nun haben Sie ihre Medaille. Das Thema aber ist der Dopingfall Evi Sachenbacher-Stehle. Was sind Ihre Gedanken?

Arnd Peiffer: Der Imageschaden ist noch gar nicht zu beziffern. Einmal für das Biathlon, für Deutschland und die Mannschaft bei Olympia. Das ist schon ein Ereignis, auf das die Welt schaut. Das ist ein Riesenmist, und die Sache ist in unseren Köpfen drin. Wir haben auch etwas Angst, dass wir jetzt unter Generalverdacht stehen, obwohl wir uns nichts vorzuwerfen haben. Es sieht ja aus, dass es bei Evi nichts Bewusstes war, sondern eine riesen Dummheit. Das ist dämlich und nachlässig, aber sicher nicht vorsätzlich.

Haben die internen Sicherheitsmaßnahmen nicht funktioniert?

Peiffer: Das frage ich mich auch. Wir sind von unserem Teamarzt und dem Skiverband für Nahrungsergänzungsmittel sensibilisiert worden. Das ist ja nichts Neues, dass da Verunreinigungen vorkommen.

Haben Sie mit Evi Sachenbacher-Stehle gesprochen?

Peiffer: Ich habe Evi ja nicht mehr gesehen, ich hätte sie auch mal gerne gefragt, was hast du denn da eigentlich für einen Mist genommen? Es ist wahrscheinlich einfach dumm gelaufen. Sie kriegt jetzt die volle Härte zu spüren, aber sie ist de facto eine Dopingsünderin. Es ist für uns einfach eine total blöde Sache.

Was wird nun auf Sie zukommen?

Peiffer: Das Größte wird der Imageschaden sein. Viele Leute wissen nur, im Biathlon da war doch was. Viele werden denken: Nahrungsergänzungsmittel, das sagen sie alle. Aber wenn jemand wirklich betrügen will, macht er das nicht mit so einem Zeug. Wir werden sicher noch sensibler sein, was Nahrungsergänzungsmittel angeht, das versprechen wir. Ansonsten warten wir ab, was rauskommt. Wir Männer sind auch nicht direkt betroffen. Es ist unser Teammitglied gewesen und es färbt in der öffentlichen Wahrnehmung auf uns ab.

Gibt es denn schon negative Reaktionen aus der Heimat?

Peiffer: Nee, eigentlich nicht. Die Wahrnehmung in der Bevölkerung ist beim Ausdauersport eh so, dass sie denken, wir sind alle voll. Aber für die Sponsoren ist es tragisch. Es liegt halt ein Schatten über dem ganzen Biathlon-Sport. Ich hoffe, dass sich dieser durch Aufklärung verziehen wird. Von mir aus können sie uns jeden Tag Dopingkontrolleure schicken, da habe ich nichts gegen.

Gab es Reaktionen aus der Szene?

Peiffer: Nicht unbedingt. Aber man selber kommt in den Essenssaal und überlegt, was denken die denn jetzt von mir? Am Freitag kam beim Abendessen Martin Fourcade vorbei und sagte: „Jungs, ich habe gehört was bei euch los ist. Ich glaube nicht, dass ihr irgendwas macht. Ich glaube, dass ihr sauber seid.“ Ganz faire Geste, muss ich sagen. Die Athleten kennen ja unsere Leistung und wissen, wie wir drauf sind. Ich kenne Martin seit Juniorenzeiten. Das können die ganz gut einschätzen.

Kann das Staffel-Silber etwas von dem Imageschaden wegnehmen?

Peiffer: Es ist die beste Antwort, die wir geben konnten. Einfach mit einem tollen Rennen und einer tollen Schießleistung für unseren Sport werben. Hätten wir auch noch ein schlechtes Rennen abgeliefert, hätte es geheißen: Dopingskandal und sportlich läuft auch nichts mehr — also Doppelkatastrophe. So haben wir gezeigt, dass wir es draufhaben. Wir sind einfach überglücklich. Natürlich haben wir das im Hinterkopf gehabt, deswegen freue ich mich nicht weniger über Silber und es ist für mich auch nicht weniger wert.