Auf der Medaillen-Welle
Deutsche Kanu-Flotte holt am ersten Finaltag viermal Edelmetall. Gold für Sebastian Brendel.
Eton. Mit weichen Beinen nahm der erschöpfte Sebastian Brendel auf der Kante eines weißen Gartentisches am Dorney Lake in Eton Platz. Angespornt von der Glücksbotschaft seiner kleinen Tochter Hanna am Morgen war der Europameister am Mittwoch zu Olympia-Gold im Canadier über 1000 Meter gepaddelt. Wie im Rausch erlebte er anschließend die Minuten auf dem Podest. „Die Siegerehrung war atemberaubend“, sagte der Potsdamer.
Bei aller Freude aber vergaß er auch die Team-Kolleginnen nicht. „Was hat denn der Vierer gemacht?“, fragte Brendel. Antwort: Das Paddel-Quartett der Frauen verpasste den fünften Olympiasieg in Serie für das deutsche Großboot und kam als Zweites hinter Ungarn ins Ziel.
Während diese Siegesserie riss, beendete Max Hoff eine lange Durststrecke. Mit Bronze im Einer-Kajak über 1000 Meter gewann der Europameister die erste deutsche Olympia-Medaille in dieser Disziplin seit Bronze für Andre Wohllebe 1988.
Ebenfalls Dritte wurden die Peking-Olympiasieger Martin Hollstein und Andreas Ihle im Zweier-Kajak und machten den Gewinn von vier Medaillen bei vier Starts für den Deutschen Kanu-Verband (DKV) perfekt.
Völlig überwältigt war Sebastian Brendel. Der Pechvogel des Vorjahres ist mit 24 Jahren auf dem vorläufigen Höhepunkt seiner Karriere. Noch bei der WM 2011 hatte ein gebrochenes Paddel seine Titelchancen zerstört. Nun ist er der erste deutsche Olympiasieger im Einer-Canadier über 1000 Meter seit dem Erfolg von Andreas Dittmer 2000 in Sydney. Doch Brendels erster Gedanke galt Freundin Romy und Tochter Hanna, die sich per Video bei ihm gemeldet hatte. „Sie hat mir wahrscheinlich noch mal richtig Kraft gegeben.“
Zuvor hatte Hoff die erste deutsche Kanu-Medaille gewonnen. Mit einem fulminanten Endspurt sicherte sich der Europameister Bronze. „Damit ist einer meiner größten Träume in Erfüllung gegangen“, sagte Hoff. Sieger wurde der Norweger Eirik Veras Larsen.
Wie der Essener fuhren Hollstein und Ihle auf Podestplatz drei. „Wir waren am Ende. Wir sind mit Bronze sehr zufrieden“, sagte der Magdeburger Ihle, der anschließend seiner Freundin Tina Dietze im Vierer-Kajak die Daumen drückte. Doch zum Sieg reichte es für Carolin Leonhardt, Franziska Weber, Katrin Wagner-Augustin und Dietze nicht. „Wir haben Silber gewonnen, aber im ersten Moment auch Gold verloren“, erklärte Leonhardt, die Freundin von Kugelstoßer David Storl. Bei der Siegerehrung war der Ärger verflogen.