Bachs IOC-Pläne und die Auswirkungen für den deutschen Sport
Berlin (dpa) - Jetzt ist es offiziell: Thomas Bach will Nachfolger von IOC-Präsident Jacques Rogge werden, und seine Chancen stehen ausgezeichnet - aber welche Konsequenzen hätte seine internationale Beförderung für Münchens Olympia-Träume und die Führung im deutschen Sport?
Berlin (dpa) - Jetzt ist es offiziell: Thomas Bach will Nachfolger von IOC-Präsident Jacques Rogge werden, und seine Chancen stehen ausgezeichnet - aber welche Konsequenzen hätte seine internationale Beförderung für Münchens Olympia-Träume und die Führung im deutschen Sport?
IOC-Kronprinz Bach genoss das gestiegene Selbstwertgefühl im deutschen Sport. Nur Stunden nach der Präsentation seiner Kandidatur für das wichtigste Amt im Weltsport hetzte der sichtlich zufriedene Multifunktionär aus Tauberbischofsheim mit seinem kleinen Rollkoffer und seiner Aktentasche zum Flughafen - am Freitag musste er bei der Jubiläumsfeier der Olympischen Akademie Italiens in Rom ausgerechnet IOC-Präsident Rogge vertreten. Sein Auftritt in der italienischen Hauptstadt bekam nach seiner öffentlichen Positionierung noch einmal eine ganz andere Strahlkraft. Tatsächlich hätte eine erfolgreiche Bewerbung Bachs weitreichende Folgen - international und national.
Für Münchens Olympia-Pläne wäre seine Beförderung zum IOC-Präsidenten sehr hilfreich, betonten alle Beteiligten. Als „eher positiv“ für München 2022 bewertete Bach seine persönlichen Ambitionen, und auch Münchens Oberbürgermeister Christian Ude versprach sich dadurch „eine positive Ausstrahlung“. Fast parallel zu Bachs aussichtsreichem Gipfelsturm trieben die deutschen Olympia-Macher das bayerische Wintermärchen 2022 weiter voran.
Ude bestätigte der Nachrichtenagentur dpa, dass am 10. November in allen vier bayerischen Schauplätzen, die als Olympia-Gastgeber vorgesehen sind, Bürgerbegehren geplant sind - also nicht nur in München und Garmisch-Partenkirchen, wie bisher vorgesehen, sondern auch im Berchtesgadener Land und im Landkreis Traunstein. Bis zum 14. November müssen die Kandidatur und eine erste Gebühr beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) eingereicht werden.
„Das ist genau das richtige Signal. Olympische Spiele gehen dahin, wo die Bürger und politischen Institutionen sie wollen“, sagte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper. Mit einem modifizierten Sportstättenkonzept sollen eine mögliche Kandidatur der Isar-Metropole um die Winterspiele 2022 optimiert, die Störfaktoren der gescheiterten Bewerbung um die Spiele 2018 beseitigt und die entscheidenden vier Abstimmungen positiv beeinflusst werden. „Meine Zuversicht ist groß, dass die Akzeptanz der Bewerbung im Berchtesgadener Land und im Landkreis Traunstein gigantisch sein wird und in Garmisch-Partenkirchen größer als beim letzten Mal“, sagte Ude der dpa.
Beim Bewerbungsmarathon um die Spiele 2022 ist kein Gegner zu erwarten mit einer ähnlich kompakten Kandidatur, mit der sich das südkoreanische Pyeongchang die Ausrichtung des Ringe-Spektakels 2018 gesichert hatte. Nach den neusten Überlegungen soll die Chiemgau-Arena in Ruhpolding als Austragungsort für die Biathlon- und Langlaufentscheidungen das Gestüt Schwaiganger ablösen. Für die Freestyle-Wettbewerbe, Aerials und Halfpipe wird eine Verlegung von Garmisch-Partenkirchen nach München erwogen.
Bis zum Herbst sollen die Machbarkeitsstudien abgeschlossen sein. Erst nach den Wahlen zum Bundestag, zum bayerischen Landtag und der Vergabe der Sommerspiele 2020 am 7. September in Buenos Aires soll endgültig über einen zweiten Anlauf entschieden werden. Offizielle Bewerber für die Spiele 2022 gibt es bislang noch keine. Krakau, Barcelona, das ukrainische Lwiw, Oslo und das kasachische Almaty haben neben München mehr oder weniger deutlich ihr Interesse an der Gastgeberrolle signalisiert. Erst am 13. März 2014 ist Abgabeschluss der ersten Bewerbungsdokumente (Mini Bid Book).
Spätestens bis zur Wahl des neunten IOC-Präsidenten am 10. September in Buenos Aires muss dagegen die wichtigste Personalie im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) geregelt sein. Für den IOC-Chefsessel müsste Bach seinen DOSB-Präsidentenposten aufgeben. Sein eventueller Nachfolger steht zumindest laut Statuten bereits fest. Hans-Peter Krämer, DOSB-Vizepräsident Finanzen, müsste das Amt vorläufig übernehmen. Ob diese Interimslösung bis zu vorgezogenen Neuwahlen bei der DOSB-Mitgliederversammlung am 7. Dezember in Wiesbaden gilt oder bis zu turnusgemäßen Neuwahlen Ende 2014, muss noch geklärt werden. Dieser Komplex wird ein zentrales Thema bei der DOSB-Präsidiumssitzung an diesem Montag in Hamburg sein. Bachs möglicher Abschied wäre „außerordentlich bedauerlich“, aber wenigstens könne er dann als IOC-Präsident Einfluss auf die sportpolitische Welt nehmen, betonte DOSB-Generaldirektor Vesper. Der 61-Jährige würde als Favorit auf den DOSB-Chefsessel gelten - als bezahlter oder unbezahlter Präsident. Als Kandidaten gehandelt werden auch Christa Thiel, Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes und Vizepräsidentin Leistungssport im DOSB, sowie Ingo Weiss, Präsident des Deutschen Basketball Bundes und Vorsitzender der Deutschen Sportjugend.