Bokel erhält Sitz in der IOC-Exekutive
London (dpa) - Mit einem Überraschungscoup ist Claudia Bokel zu einer der einflussreichsten Frauen der internationalen Sportpolitik aufgestiegen.
Als zweites deutsches IOC-Mitglied neben Thomas Bach schaffte die ehemalige Fechterin in London den Sprung in die mächtige Exekutive der Ringe-Organisation. Die 38-Jährige wurde zur neuen Vorsitzenden der IOC-Athletenkommission gewählt und erhält damit automatisch einen Sitz in der IOC-Regierung. Der deutsche Einfluss in der 14-köpfigen Exekutive des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) hat sich dadurch verdoppelt.
„Ich bin überwältigt, ich bin erleichtert. Jetzt ist es passiert. Ich muss es selber erst einmal verarbeiten“, sagte Bokel nach ihrer Wahl der Nachrichtenagentur dpa. „Das ist eine große Verantwortung. Ich bin jetzt der Athletenvertreter, und dessen muss man sich erst einmal bewusst sein.“
Im Votum setzte sie sich mit sieben Stimmen gegen den ehemaligen Skeleton-Fahrer Adam Pengilly aus Großbritannien und den früheren Schwimmstar und vierfachen Olympiasieger Alexander Popow aus Russland durch. Pengilly bekam vier Stimmen, Popow zwei. Der derzeitige Vorsitzende und Ex-Sprinter Frankie Fredericks aus Namibia scheidet aus der Kommission aus, steht aber vor seiner Aufnahme als reguläres IOC-Mitglied.
„Herzlichen Glückwunsch. Willkommen an Bord“, sagte IOC-Vizepräsident Bach zur erfreulichen Nachricht aus deutscher Sicht. Praktisch im Alleingang hat Claudia Bokel einmal mehr ihre ambitionierten Pläne verwirklicht. Selbst Bach war bis Samstag nicht in ihre Kandidatur eingeweiht gewesen. Als 23. Deutsche überhaupt ist die frühere Degen-Spezialistin seit 2008 im IOC und war seit 2010 Vize-Präsidentin der Athletenkommission.
Bereits bei ihrem Einzug ins IOC im August 2008 hatte sie ihre Qualitäten als effektive Wahlkämpferin bewiesen und am Rande der Peking-Spiele mit den drittmeisten Stimmen für acht Jahre den Sprung in die IOC-Athletenkommission geschafft. Die Tauberbischofsheimerin hatte dabei immerhin Superstars wie die belgische Tennis-Ikone Justine Henin und Chinas Hürdenheld Liu Xiang hinter sich gelassen.
Mit ihrem abgeschlossenen Chemie-Studium will die Team-Olympia-Zweite von Athen 2004 vor allem die Stimme der Athleten im Anti-Doping-Kampf sein. „Mir ist es wichtig, zu wissen, was die Sportler wirklich bewegt. Der Kampf gegen Doping war mir schon immer sehr wichtig“, sagte Bokel. „Ich möchte die Sportler an der Stelle vertreten, wo es wichtig ist.“