Bürger lassen sich von Olympia anstecken
Berlin (dpa) - Die olympische Idee hat in Hamburg gezündet, in Berlin eher noch nicht. Mit den unterschiedlichsten Aktionen werben die Hafenstadt und die Hauptstadt um die Zustimmung ihrer Bürger für die Bewerbung um die Olympischen Spiele 2024.
„Wir brauchen die Begeisterung der Bevölkerung, sonst scheitert das Projekt, bevor wir an den Start gehen“, hat der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Alfons Hörmann, betont. DOSB-Vorstandschef Michael Vesper attestierte den beiden Städten „einen Aufbruch“ und lobte die „freigesetzte Kreativität“. Diese schlug sich an Spree und Elbe in mehreren Aktionen nieder:
BERLIN: Der Berliner Senat gibt sich siegesgewiss. Berlin als Austragungsort hätte gegen internationale Konkurrenz gute Chancen, beteuerte Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD). Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) wird nicht müde zu betonen: „Berlin kann die Spiele!“ Entsprechend groß sind die Symbole. Am Brandenburger Tor wurden in der vergangenen Woche mehr als 100 000 Unterschriften von Olympia-Befürwortern an den DOSB überreicht. Mehr als 600 Schüler stellten die olympischen Ringe nach - symbolträchtige Bilder an einem symbolträchtigen Ort.
500 Nachwuchssportler ließen zuvor 500 Luftballons mit der Aufschrift „Wir wollen die Spiele“ im Olympiastadion in den Himmel aufsteigen. Dazu entzündete Innensenator Frank Henkel (CDU) eine Flamme, die an das olympische Feuer erinnern soll. Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) verteilte am Rosenmontag Pfannkuchen mit olympischen Ringen aus Puderzucker - allerdings unter Polizeischutz. Denn auch die Olympia-Gegner haben ihre Aktivitäten verstärkt. Bei einem Bürgerforum zu den Spielen wurde Müller mehrfach lautstark unterbrochen.
Die Senatoren sind beinah täglich in Sachen Olympia unterwegs. Der Stadtentwicklungssenator Geisel zeigte am Flughafen Tegel, wo auf dem Gelände genau das olympische Dorf entstehen soll. Arbeitssenatorin Dilek Kolat (SPD) ließ prognostizieren, dass in der Hauptstadt 40 000 neue Arbeitsplätze im Fall einer erfolgreichen Bewerbung geschaffen werden könnten. Dazu werben Prominente aus Wirtschaft, Kultur, Sport und Medien für die Spiele in Berlin, darunter der gebürtige Berliner und Fußball-Weltmeister Jérôme Boateng sowie Moderator Günther Jauch.
HAMBURG: Ein Höhepunkt der Aktivitäten war jüngst ein „Olympisches Alsterfeuer“ um die Binnenalster, bei der rund 20 000 Menschen mit brennenden Fackeln ihre Zustimmung zu dem Großprojekt signalisierten. Eine Illumination des Lichtkünstlers Michael Batz hatte zuvor schon Tausende an die Binnenalster gelockt. In den Farben der olympischen Ringe leuchten bis Ende Februar die „Skylights“ auf mehreren Hamburger Gebäuden. Am Flughafen ist ein Olympia-Stadion im Miniatur-Format mit 75 000 Figuren. Ein Komponist hat eigens ein „Hamburg für Olympia“-Lied geschrieben, die Kunsthalle lud an einem Samstag zum kostenlosen Besuch in Sportbekleidung ein. Für die Hamburger Olympia-Initiative und ihre Aktivitäten wurden bisher rund 800 000 Euro gespendet.
In unzähligen Veranstaltungen - vom Sportverein bis zur Ärzteschaft - klärte Sportsenator Michael Neumann (SPD) über das Konzept mit zentralen Sportstätten auf einer Elbinsel auf. Der Hamburger Sportbund (HSB) verschickte kistenweise Info-Material, Fahnen und Plakate. „Es ist viel Eigeninitiative entstanden“, sagte ein HSB-Sprecher. So landete das „Feuer und Flamme“-Logo der Bewerbung unter anderem auf Sportshirts von Jugendlichen bei ihren Wettkämpfen. Kein städtischer Bus, kein Alsterschiff, kein Müllwagen, der dieser Tage nicht mit dem Logo wirbt. Werbeagenturen brachten die Kampagne „Ich bin Feuer und Flamme, weil Hamburg nur gewinnen kann“ zusätzlich auf den Weg. Bei „Spiele im Dialog“ brachten bisher mehr als 300 Bürger ihre Ideen zur Verbesserung des Olympia-Konzepts ein.
FAZIT: Ob sich das Engagement lohnt, zeigt sich nach der aktuell laufenden Forsa-Meinungsumfrage, die der DOSB in Auftrag gegeben hat. Sie soll Aufschluss geben, ob die Bürger das Welttreffen des Sports in ihrer Stadt haben wollen. Am 16. März will das DOSB-Präsidium seine Empfehlung für die Mitgliederversammlung abgeben, mit welcher Stadt es ins internationale Bewerbungsverfahren gehen möchte. Der ausgewählte Kandidat benötigt dann noch die offizielle Zustimmung der Versammlung am 21. März in der Frankfurter Paulskirche - und das endgültige „Go“ seiner Bürger bei einem Referendum im Herbst.