DOSB-Generaldirektor Vesper für Olympia-Bewerbung 2024
Lausanne (dpa) - Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat die Verkündung von Almaty, Oslo und Peking zu Kandidaten für die Winterspielen 2022 mit Wehmut verfolgt.
DOSB-Generaldirektor Michael Vesper trauert um diese vertane große Chance, „Olympische Spiele zeitnah nach Deutschland zu holen“, sagte er in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa. München hätte eine „Superchance“ mit einem „ausgezeichneten Konzept“ gehabt, das das IOC schon bei der ersten Bewerbung für 2018 „voll und ganz überzeugt“ habe.
Der DOSB will nun die Lehren aus der am Widerstand der Bürger gescheiterten Kandidatur ziehen. „Wir wollen bei einem neuen Olympia-Anlauf den Bewerbungsprozess von Anfang an mit den Menschen gestalten“, kündigte Vesper an.
Berlin und Hamburg haben Interesse an der Ausrichtung der Sommerspiele 2024 bekundet, noch in diesem Jahr soll die Entscheidung fallen, wer ins Bewerbungsrennen geht. „Es geht nicht mehr um die Frage, ob wir uns bewerben, sondern wann und mit welcher Stadt“, sagte Vesper. „Beide können es, das bezweifelt niemand.“ Nicht entschieden ist, ob man die Kandidatur für die Spiele 2024 oder 2028 beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) anmelden soll.
„Für 2024 spräche, dass es von heute an eine überschaubare Perspektive von nur zehn Jahren gäbe, denn jeder möchte die Spiele beizeiten erleben“, meinte Vesper. „Selbst das ist noch ein recht langer Zeitraum.“ Im Herbst 2015 müsste das deutsche Interesse beim IOC bekundet und wenige Monate später das Mini Bid Book abgeben werden. „Das sind Herausforderungen. Da muss man schauen, ob der Prozess, der dahin führt, gemeinsam mit der Politik, der Wirtschaft und den Menschen in so kurzer Zeit bewältigt werden kann“, sagte Vesper.
Momentan müssen Hamburg und Berlin die DOSB-Fragebögen bis Ende August ausfüllen. Dann soll die DOSB-Mitgliederversammlung am 6. Dezember in Dresden über eine Bewerbung beim IOC entscheiden. Ist das schon der neue Weg? „Unsere Fragen an die beiden Städte haben zu einer intensiven Diskussion in Hamburg und Berlin geführt. Das ist genau das, was wir wollen“, erklärte der frühere Grünen-Politiker. „In den Fragen stellen wir heraus, worauf es uns ankommt: Auf die Vision für die Stadt, die Frage der Nachhaltigkeit und dass keine weißen Elefanten gebaut werden.“
Kein Hindernisgrund für eine Bewerbung wäre es für ihn es, wenn eine Stadt aus den USA - Boston, Los Angeles, San Francisco und Washington haben sich in einer Vorauswahl durchgesetzt - 2024 antreten würde. „Man darf nicht zuerst auf die Konkurrenten gucken. Sonst könnte man sich nie bewerben“, sagte Vesper. „Das Kriterium muss die eigene Stärke, das eigene Konzept sein. Dann kann man auch gegen eine amerikanische Stadt oder andere vermeintliche Favoriten gewinnen.“
Wesentlichen Einfluss auf eine Entscheidung für eine deutsche Olympia-Kandidatur werden die Reformen und die „Agenda 2020“ haben, mit denen das IOC auf Initiative seines Präsidenten Thomas Bach auch die Bewerbungsanforderungen verändern will. „Ich bin davon überzeugt, dass die olympische Agenda 2020 wichtige Schritte in die richtige Richtung bringen und die Attraktivität der Olympischen Spiele weiter erhöhen wird“, meinte Vesper. „Ich kenne Thomas Bach aus der langen Zusammenarbeit und weiß: Wenn er so etwas anpackt, will er Resultate sehen.“