Enttäuschung in Istanbul: „Olympische Traurigkeit“
Istanbul (dpa) - Nach der fünften gescheiterten Bewerbung um die Ausrichtung der Olympischen Spiele war die Enttäuschung in der Türkei groß.
„Olympische Traurigkeit in Istanbul“, berichtete der Sender CNN Türk am Sonntag auf seiner Internetseite. „Olimpiyatti“ - Olympia ist gelaufen, titelte die Tageszeitung „Posta“ am Sonntag. Mit 36:60 Stimmen hatte Istanbul am Samstag im entscheidenden Wahlgang auf der Session des Internationalen Olympischen Komitees in Buenos Aires gegen Tokio um die Kandidatur für 2020 den Kürzeren gezogen.
„Wir gratulieren Tokio zu dem Sieg im Wettbewerb um die Olympischen Spiele 2020“, teilte das türkische Bewerberteam über den Kurznachrichtendienst Twitter mit. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan erklärte, die Entscheidung müsse akzeptiert werden. Medien und Sportfans spekulierten, dass die Welle von Dopingfällen im Land und das brutale Vorgehen der Polizei gegen die türkische Protestbewegung die türkische Bewerbung belastet hätten.
Tausende Menschen, die am Abend in der türkischen Metropole der Entscheidung entgegengefiebert hatten, reagierten enttäuscht. Nachdem über Stunden vor Großleinwänden getanzt und türkische Fahnen geschwenkt worden waren, gab es große Ernüchterung. Die Bekanntgabe des Gewinners war in Istanbul auf mindestens neun Plätzen - darunter in Sultanahmet neben der Hagia Sophia, auf dem Taksim-Platz sowie am Ufer des Bosporus - live übertragen worden.
Erdogan sagte Minuten nach der Niederlage, schon der Einzug in die Endrunde sei ein Erfolg, wie türkische Medien berichteten. „Ich bin nur traurig, dass das ausgewählte Land die Spiele schon einmal ausgerichtet hat“, sagte er. Ein bessere Entscheidung sei möglich gewesen. Die Türkei werde sich nun darauf konzentrieren, sportlich möglichst erfolgreich zu sein. Istanbul hatte damit geworben, die Spiele erstmals auf zwei Kontinenten ausrichten zu können.