Forscher Simon: DOSB verharmlost den Fall Sachenbacher

Berlin (dpa) - Der renommierte deutsche Dopingforscher Perikles Simon hat den DOSB wegen dessen Umgangs mit der Dopingaffäre von Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle scharf attackiert.

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„Die Reaktion der Verbandsfunktionäre ist respektlos. Schließlich hat die Verbandsspitze auch eine Vorbildfunktion. Wenn dann ein ganz klarer Dopingfall vorliegt, sollte man eher personelle Konsequenzen erwarten“, sagte der Professor dem Nachrichtenportal „t-online.de“ in einem Interview.

„Besonders gegenüber den ungedopten Sportlern und dem Nachwuchs ist es eine große Verantwortungslosigkeit und Respektlosigkeit, wenn die Funktionäre so einen Dopingfall bagatellisieren und Fehlinformationen streuen“, betonte Simon.

Nach Ansicht des Molekularbiologen wolle der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) möglichst schnell zur Tagesordnung übergehen. „Wir reden hier von Olympischen Spielen und nicht von irgendwelchen Vorausscheidungen und auch nicht von einer unerfahrenen Nachwuchsathletin. Und trotzdem steckt man diesen Fall weg wie nichts und spricht gar im gleichen Atemzug vom funktionierenden System der Dopingbekämpfung“, sagte Simon.

Sachenbacher-Stehle war bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi positiv auf das Stimulanzmittel Methylhexanamin getestet und aus den Ergebnislisten gestrichen worden. An eine absichtliche Einnahme des Mittels glaubt Simon nicht, er zweifelt jedoch die bisherigen Erklärungsversuche an. „Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass da eine Athletin und ihr kompletter Stab so unvorsichtig waren, inklusive der Verbandstrainer und Funktionäre.“