Südkorea will mit Olympia 2018 Wintersport-Mekka werden
Pyeongchang (dpa) - „Pyeongchang Hwanyong Hamnida“ - „Willkommen in Pyeongchang“! An den Gigantismus von Sotschi wird der Gastgeber der nächsten Winterspiele in vier Jahren nicht heranreichen, aber von vornehmer asiatischer Zurückhaltung wollten die südkoreanischen Olympia-Macher auch nichts wissen.
Kim Jin-Sun, Chef des lokalen Organisationskomitees (POCOG), versprach „die kompaktesten und besten Winterspiele der Geschichte“. Das Gebiet um Pyeongchang soll immerhin zum neuen Wintersport-Mekka in Asien werden - das ambitionierte Großprojekt ist trotz der Wirtschaftskraft Südkoreas und des Rückhalts in der Bevölkerung eine enorme Herausforderung.
Im Gegensatz zu den Rekordausgaben in Höhe von 51 Milliarden für Sotschi 2014 nehmen sich die Kosten für Pyeongchangs Olympia-Abenteuer fast schon bescheiden aus. Kim bezifferte die Gesamtkosten für das Ringe-Spektakel in der rund 180 Kilometer östlich von Seoul gelegenen Stadt auf etwa neun Milliarden Dollar (6,6 Milliarden Euro). Das operative Budget betrage zwei Milliarden Dollar, knapp sieben Milliarden seien für die Infrastruktur eingeplant.
Mit dem Motto „Neue Horizonte“ und der Finanzkraft großer Konzerne im Rücken hatte Pyeongchang im dritten Anlauf das Bewerbungsrennen um die Spiele 2018 gegen die Konkurrenz aus München und Annecy gewonnen. Die Hoffnung auf die Erschließung neuer Märkte weckte insbesondere in wirtschaftlicher Hinsicht große Erwartungen. Erst zweimal fanden Winterspiele in Asien statt - beide Male in Japan, 1972 in Sapporo und 1998 in Nagano.
Das Konzept sieht die bisher kompaktesten Winterspiele vor. Alle Wettkampfstätten sollen in dem dünn besiedelten Wintersportgebiet im Kreis Pyeongchang und dem Küstenort Kangnung innerhalb von 30 Minuten zu erreichen sein. Kernstück ist der Sport- und Freizeitkomplex „Alpensia“ mit einer „Ski- und Olympiazone“, der mit einem separaten Budget von mehr als einer Milliarde Dollar bis 2009 aus dem Boden gestampft wurde. Doch beim Betrieb von „Alpensia“ zeigten sich bald die ersten Probleme. Südkoreanische Medien hatten vor zwei Jahren berichtet, „Alpensia“ droht die Pleite. Die Regierung hatte die Probleme erkannt. Sie seien mittlerweile gelöst, beteuerte Kim.
Unter anderem sollten Grundstücke und Ferienwohnungen verkauft werden. Dabei spekulierte man auf die Attraktivität der Nähe zu den Olympia-Sportstätten und der Freizeiteinrichtungen. Die „Verkaufsquote liegt bei rund 40 Prozent“, teilte die Gangwon Development Corporation als Projektbetreiber auf Anfrage mit. Mit der zunehmenden zeitlichen Nähe zu den Spielen erwarte man jedoch, dass das Interesse zunehme „und das Management sich stabilisiert“.
Als Wintersportnation hat sich Südkorea erst in den vergangenen Jahren allmählich einen Namen gemacht. Dabei wurden sämtliche Olympiasiege ausschließlich in den Kufendisziplinen Shorttrack, Eisschnelllauf und Eiskunstlauf der Frauen gefeiert. In Sotschi wurde das sportliche Minimalziel allerdings deutlich verfehlt. Die Südkoreaner wollten wie in Vancouver 2010 zu den besten zehn Nationen gehören - belegten aber mit dreimal Gold, dreimal Silber und zweimal Bronze nur Rang 13. Bereits im Vorjahr hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) angemahnt, „ein wettbewerbsfähiges Heimteam für alle Sportarten der Winterspiele 2018 zu stellen“. Immerhin zeigte sich IOC-Präsident Thomas Bach bei einem Besuch im November mit den bisherigen Vorbereitungen zufrieden. Sieben der 13 erforderlichen Sportstätten sind bereits fertig. Die Bauarbeiten an den übrigen Stätten sollen in den nächsten Monaten starten, darunter auch an einer Abfahrtsstrecke in Jungbong. Die Arbeitern hatten sich angesichts von Protesten durch Umweltgruppen verzögert.