Sicher, sauber, siegreich: Putin feiert Olympia
Sotschi (dpa) - Gegner belächelten die ersten Olympia-Winterspiele unter Palmen lange als eine sündhaft teure Laune von Kremlchef Wladimir Putin - doch nun lacht der 61-Jährige wieder einmal zuletzt.
Nicht nur übertraf Sotschi 2014 Russlands bestes Edelmetall-Ergebnis bei Winterspielen überhaupt. Dass das Riesenreich Sieger im Medaillenspiegel wurde, malten sich manche in Moskau nicht in ihren kühnsten Träumen aus. Auch in puncto Sicherheit glänzte Putin.
Dabei hatte es echte Ängste gegeben nach Terroranschlägen außerhalb von Sotschi. Die Drohungen von Extremisten aus dem nahen islamisch geprägten Konfliktgebiet Nordkaukasus prallten an dem Olympia-Hochsicherheitstrakt ab. Keine Rede mehr von der US-Warnung vor Olympia-Beginn, Terroristen könnten Sprengstoff in Zahnpastatuben ans Schwarze Meer bringen.
Auch wegen Menschenrechtsfragen waren die Spiele so politisch wie selten. Immer wieder mussten sich die Gastgeber Kritik gefallen lassen, sie missachteten die Rechte etwa von Homosexuellen, den Umweltschutz oder den Anspruch von Gastarbeitern auf Lohn für den Bau der teuren Olympia-Anlagen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) - allen voran der Deutsche Thomas Bach als Präsident - standen allerdings fest an der Seite Putins, der immer wieder davor warnte, Politik und Sport zu vermischen.
Vor dem Hintergrund des überschwänglichen IOC-Lobs für eine reibungslose Gesamtorganisation, die nicht einmal die sonst üblichen täglichen Lagebesprechungen nötig machten, hielten die Russen auch Rekordausgaben von 37,5 Milliarden Euro für gerechtfertigt. „Glänzend und sicher“ seien sie gewesen, die Winterspiele, sagte Vize-Regierungschef Dmitri Kosak.
„Wir haben die Kraft, das Unmögliche möglich zu machen“, meinte er. Russland habe mit der Organisation „Wort gehalten“. Entstanden sei ein modernes Wintersportzentrum mit einer großen Zukunft für Sotschi als Kurort für das ganze Jahr. „Auch die Kritik hat uns geholfen, die Spiele besser zu machen“, meinte der Funktionär.
Dass am Rande der Spiele etwa die Olympia-Kritikerinnen von Pussy Riot auf der Straße von regierungstreuen Kosaken ausgepeitscht und geschlagen wurden, wischte Kosak weg. Die Aktivistinnen seien extra nach Sotschi gekommen, um zu „provozieren“. Menschenrechtler beklagten ein Verbot, öffentlich seine Meinung zu äußern. Eine auf IOC-Druck eingerichtete Protestzone in Sotschis Stadtteil Chosta entpuppte sich als Feigenblatt.
Mit scharfer Kritik reagierte der Westen, darunter Bundesinnenminister Thomas de Maizière bei einem Olympia-Besuch, auf die Inhaftierung des Umweltschützers Jewgeni Witischko. Der 40-Jährige muss drei Jahre ins Straflager nach einer Protestaktion gegen den Gouverneur von Krasnodar, dem er Bausünden vorwarf.
Auch andere Aktivisten, die während der Spiele auf Missstände hinweisen wollten, beklagten Druck. Bürgerrechtler aus der Hauptstadt Moskau beklagten, dass ihnen der von Putin einst geführte Geheimdienst FSB den Zugang zu den Olympia-Anlagen verwehrt habe. Nichts sollte, so schrieben kremlkritische Medien, „Putins Spiele“ stören.
In einem Brief an Bach forderten Dutzende Menschenrechtsorganisationen, darunter Humans Rights Watch und die Homosexuellenbewegung All Out, künftig keine Spiele mehr an Länder wie Russland zu vergeben. Gastgeber dürften keine diskriminierende Politik haben oder auch die freie Meinungsäußerung behindern, heißt es in dem Schreiben. Der IOC-Präsident zeigte sich bei seinen ersten Spielen offen für Diskussionen. Am Sonntag sagte der Franke: „Jetzt wird es wichtig sein, die Nachhaltigkeit dieser Spiele zu sichern. Ein paar Schritte sind bereits eingeleitet, die Formel 1 und die Fußball-WM 2018 werden hier zu Gast sein.“