Generation Gold: Kanu-Jungstars feiern Olympiasiege
Eton (dpa) - Fassungslos und vereint im Glück lagen sich die Jungstars der Generation Gold in den Armen. Mit ihren Doppel-Triumphen bescherten Kurt Kuschela, Peter Kretschmer, Franziska Weber und Tina Dietze den deutschen Kanuten auf dem Dorney Lake eine olympische Sternstunde.
„Wir haben vorher natürlich mitbekommen, dass Peter und Kurt Gold gewonnen haben. Da habe ich nur gedacht: Ich will das auch unbedingt“, erzählte Franziska Weber mit einem strahlenden Lächeln. Ihr Sieg im Zweier-Kajak mit Partnerin Tina Dietze über 500 Meter war der krönende Abschluss des zweiten Finaltages, den das Duo Kretschmer/Kuschela mit einer bravourösen Gold-Fahrt im Zweier-Canadier über 1000 Meter eingeläutet hatte.
„Ich habe Tränen in den Augen. Ich lasse die Sonnenbrille lieber auf“, sagte Chefbundestrainer Reiner Kießler tief berührt von den mutigen Auftritten der beiden Paddel-Gespanne. Der Deutsche Kanu-Verband (DKV) ist nach zwei Finaltagen der olympischen Kanu-Wettbewerbe von London die Nummer 1. Dreimal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze sind nach zwei Dritteln der Entscheidungen unerreicht.
Der Vierer-Kajak der Männer mit Marcus Groß, Norman Bröckl, Tim Wieskötter und Max Hoff verpasste als Vierter über 1000 Meter nur um knapp 0,3 Sekunden eine weitere Medaille. Die viermalige Olympiasiegerin Katrin Wagner-Augustin verabschiedete sich im einem Sieg im B-Finale und Platz neun versöhnlich von den London-Spielen.
Die fünf deutschen Olympiasieger Sebastian Brendel, Kurt Kuschela, Peter Kretschmer, Franziska Weber und Tina Dietze sind gerade erst zwischen 20 und 24 Jahre alt. „Es ist unsere Vorstellung, dass wir die Kanu-Mannschaft immer zu 30 bis 50 Prozent erneuern müssen. Wenn es uns gelingt, diese Mischung beizubehalten, ist das Gold wert. Im wahrsten Sinne“, sagte Kießler und freute sich über sein Wortspiel.
Als erste Belohnung gab's für Peter Kretschmer von Hintermann Kurt Kuschela ein feuchtes Küsschen auf die Stirn. Ausgepowert, aber verzückt von der eigenen Großtat genoss das Duo sein Glück: Olympiasieger im Zweier-Canadier 2012. „Es war das perfekte Rennen“, lobte Bundestrainer Kay Vesely. Und Kießler meinte: „Das war verrückt, mit was für einer Unverfrorenheit und Kaltschnäuzigkeit die gefahren sind.“
Nach dem sportlichen Meisterstück boten die beiden Potsdamer auch noch eine artistische Glanzleistung. Kretschmer und Kuschela paddelten zu den zweitplatzierten Weißrussen Andrej und Aleksander Bogdanowitsch. Beide Duos balancierten ihre kippligen Boote nebeneinander aus und Peter Kretschmer stellte sich zum Jubel mit einem Bein in jedes Kanu. „Ich hatte Angst. Wenn Peter reingefallen wäre, das wäre vielleicht eine Sportstrafe geworden. Wir hatten ja Gold noch nicht mal in der Hand. Aber es war alles safe“, sagte Kuschela zu dem spontanen Balanceakt.
Einen Tag nach ihrer Silber-Fuhre im Vierer gemeinsam mit Carolin Leonhardt und Katrin Wagner-Augustin legten Franziska Weber und Tina Dietze als Duo ein Rennen wie aus dem Lehrbuch hin. Auf dem spiegelglatten Dorney Lake distanzierten sie die favorisierten Ungarinnen Katalin Kovacs/Natasa Douchev-Janics um mehr als eine Sekunde. „Ich bin davon selbst total beeindruckt“, gestand Franziska Weber.
Partnerin Tina Dietze, deren Freund Andreas Ihle am Vortag in der gleichen Bootsklasse Silber gewonnen hatte, schaute derweil auf ihr Handy und staunte: 29 Nachrichten und 13 Anrufe waren binnen kürzester Zeit nach dem Olympiasieg eingegangen. Und als hätte sie es vorher geahnt: Passend zum lilafarbenen Medaillenband hatte das Smartphone eine Hülle in der gleichen Coleur und auch die Fingernägel waren lila. „Eigentlich ist eher rosa meine Farbe. Aber so passt das super“, sagte die Leipzigerin und brach mit Franziska Weber zuerst ins Fernsehstudio und anschließend in eine lange Party-Nacht auf.