Hamburg hofft auf breite Olympia-Unterstützung

Hamburg (dpa) - Müde, aber zugleich auch erleichtert und kämpferisch gab sich Sportsenator Michael Neumann am Tag nach der Empfehlung des DOSB-Präsidiums für Hamburg als Olympia-Kandidat 2024.

Foto: dpa

Sobald sich die DOSB-Mitgliederversammlung am Samstag entschieden habe, „werden wir die entsprechenden Gutachten und Kostenschätzungen in Auftrag geben und transparent der Öffentlichkeit vorlegen“, sagte der SPD-Politiker im Rathaus. Der Bürgerentscheid werde im Herbst stattfinden, ein Termin sei aber wegen der Gesetzesänderung noch ungewiss. Auf seine ganz eigene Art jubelte derweil Alt-Rocker Udo Lindenberg in der „Bild“: „Das ist der Hammer für Hammaburg! Wäre prima, wenn wir hier internationale Action kriegen.“

In Berlin sicherte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) der Hansestadt volle Unterstützung für das Olympia-Konzept zu: „Für Olympia sind wir ab heute alle Hamburger. Es gibt bei dieser Bewerbung keine Gewinner und keine Verlierer. Es geht um eine Bewerbung für Deutschland. Hamburg ist jetzt unser gemeinsamer Kandidat.“ De Maizière sicherte zu, die Bundesregierung werde die deutsche Bewerbung für 2024 nach besten Kräften fördern.

Das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) hatte sich gegen Berlin und für die Hansestadt ausgesprochen. Die endgültige Entscheidung über den deutschen Bewerber, der am 15. September beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) für die Ausrichtung der Sommerspiele benannt werden muss, trifft am 21. März die DOSB-Mitgliederversammlung in Frankfurt. Dass diese den Empfehlungen des Präsidiums folgt, gilt als sicher.

In der Hauptstadt spielten Olympia-Überlegungen dagegen für lange Zeit keine Rolle mehr, stellte Innen- und Sportsenator Frank Henkel (CDU) im RBB-Inforadio klar. Zwar bleibe er überzeugt vom eigenen Konzept. Nach dem nationalen Aus Berlins für 2024 schloss er eine erneute Bewerbung der Hauptstadt für 2028 aber kategorisch aus.

DOSB-Vorstand Michael Vesper versprach eine saubere und transparente Finanzplanung, betonte in diesem Zusammenhang aber auch die Chancen für Hamburg und Deutschland: „Das sind Maßnahmen, die sich auf Jahrzehnte auswirken.“

Beim geplanten Referendum wollte sich Neumann nicht auf einen Termin festlegen. „Es wird sicherlich im Herbst stattfinden“, sagte er, wobei er jedoch offen ließ, ob dies nun im September, Oktober oder erst im November sein wird. Das habe die Bürgerschaft zu entscheiden, die erst die gesetzlichen Regelungen schaffen müsse. Zuvor müssen die Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und Grünen abgeschlossen werden.

Welche Stadt die Segelwettbewerbe austragen könnte - im Rennen sind Favorit Kiel, Lübeck und Rostock - sei allein Entscheidung des Deutschen Segler-Verbands zusammen mit dem DOSB. „Wir wollen das beste Segelrevier Deutschlands haben, um uns erfolgreich international zu präsentieren“, sagte Neumann.

Fußball-Idol Uwe Seeler brachte unterdessen Wimbledon-Sieger Michael Stich als Kandidaten für das Gesicht der Bewerbung ins Spiel. „Michael ist absolut prädestiniert dafür“, sagte die HSV-Legende der Deutschen Presse-Agentur. Der Tennis-Altstar hatte bei der Party in der O2 World am Montagabend sein Interesse bekundet, eine größere Rolle in den Planungen zu spielen. „Ich hätte total Lust, würde mich gern einbringen“, sagte der 46 Jahre alte Organisator des Rothenbaum-Turniers.

Für TV-Moderator Gerd Delling sind die nächsten Wochen wichtig: „Das wichtigste sind die Strukturen. Wenn es klarzumachen gelingt, dass es keine Elbphilharmonie II wird, kann diese Mammutaufgabe die Bevölkerung stark begeistern.“ Bahn-Sprinter Maximilian Levy schrieb auf Twitter: „Wir brauchen Olympische Spiele in Deutschland, um den deutschen Sport zu retten.“

Gegenwind gibt es bisher nur zaghaft. „Der DOSB hat eine große Chance vertan. Er hätte sich in Ruhe auf eine Bewerbung 2028 mit neuer Konzeption vorbereiten können. 2024 ist nach Lage der Dinge nicht Europa an der Reihe“, kritisierte Hamburgs (N)Olympia-Chef Dirk Seifert.