Hamburgs Olympia-Macher auf Schnuppertour in Baku

Baku (dpa) - Den eindrücklichsten Hinweis für ihre Mammutaufgabe erhielt die Hamburger Olympia-Delegation auf dem Schnupper-Trip zu den Europaspielen von Sebastian Coe.

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„Es ist ein Marathon“, sagte der Chef-Organisator von Olympia 2012 in London über die anstehenden Bewerbungsanstrengungen für die Sommerspiele in neun Jahren. Und korrigierte sich sofort: „Es ist ein Ultra-Marathon“, betonte der frühere Leichtathletik-Star.

Fünf Tage lang besuchten Sportstaatsrat Christoph Holstein und Nikolas Hill, Chef der Hamburger Olympiabewerbungs GmbH, im aserbaidschanischen Baku das erste europäische Multi-Sportevent. Wichtigste Aufgabe: Die Hansestadt auf die internationale Bühne zu hieven. „Wir kommen um zu lernen“, erklärte Holstein auf der Tribüne beim Teamfinale der Turner. „Und wir kommen, um Leute kennenzulernen.“

Die Zeitung „Boston Globe“ aus der US-Metropole des Mitbewerbers schrieb in einer Aufzählung der möglichen Kandidaten zuletzt: „Hamburg, Germany“. „Das Germany muss weg“, sagte Holstein über seine Perspektive mit Bestimmtheit. Hamburg solle vor der Abstimmung über den Gastgeber 2017 in Lima ein für sich stehender Begriff wie die Konkurrentenstädte Paris oder Rom werden.

Beim Kontakt mit Funktionären aus ganz Europa verteilte die Hamburger Abordnung aber auch beim Empfang im Garten der Residenz der deutschen Botschafterin in Baku keine Flyer, Pins oder Broschüren. Es solle kein Werbeauftritt sein, betonte der frühere Senatssprecher Holstein. „Mit unserer Ruhe und Understatement sind wir bislang gut gefahren.“

Das sehen die heimischen Kritiker allerdings ganz anders. „Es ist bezeichnend, dass eine Hamburger Delegation sich ausgerechnet in einer Diktatur wie Aserbaidschan darüber informieren will, wie dort die Europaspiele zum Erfolg gemacht werden“, sagte Florian Kasiske von der Bewegung „NOlympia“. „Olympische Spiele bedeuten für die Hamburger Bevölkerung nur Nachteile — Ausgaben in zweistelliger Milliardenhöhe, die an anderen Stellen fehlen, Verteuerung des Wohnraums, Überwachung und vieles mehr.“

Die Kosten dürften einer der wichtigen Faktoren für das Olympia-Referendum in gut 100 Tagen werden. Die Macher der Bewerbung sind zuversichtlich, dass die Hamburger am 29. November den Weg für die Kandidatur freimachen. Sportsenator Michael Neumann (SPD) hofft auf eine klare Zustimmung. „Das Ergebnis hat eine starke Aussagekraft im internationalen Wettbewerb“, betonte er jüngst.

In der Bürgerschaft kann sich Neumann - abgesehen von den Linken - der Unterstützung aller Parteien sicher sein. Die mitregierenden Grünen mussten zuletzt allerdings aushalten, dass sich ihre Jugendorganisation öffentlich gegen Olympische Spiele ausgesprochen hat. Dies war auch Wasser auf die Mühlen der Kritiker um „NOlympia“.

Sportsstaatsrat Holstein sagte, für den Umgang mit der Öffentlichkeit habe ihm ein Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees beim Europaspiele-Aufenthalt den Rat gegeben: „Informieren, informieren, informieren“. Dies wollen die Hamburger Olympia-Macher auch weiter beherzigen, denn: „Am Ende wird die Frage der Transparenz entscheidend.“