Kritik an Issinbajewas Rio-Reise - Vesper: Wenig Demut
Rio de Janeiro (dpa) - Stabhochsprung-Olympiasiegerin Jelena Issinbajewa ist zur Reizfigur geworden.
Dass die Russin trotz des Olympia-Ausschlusses der Leichtathleten ihres Landes am Sonntag nach Rio kommen will, um für einen Platz in der Athletenkommission des Internationalen Olympischen Komitees zu kämpfen, trifft auf Unverständnis.
„Ich will nicht der Buhmann sein, aber ich würde sagen, das passt nicht zusammen“, meinte die deutsche Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch. „Die Russen sind gesperrt und sie ist Leichtathletin.“
Chef de Mission Michael Vesper sieht das Verhalten Russlands im Zuge des Doping-Skandals auch immer kritischer. „Ich bin ziemlich erstaunt, wie wenig Demut auf der russischen Seite zu spüren ist“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes. „Wenn ich einen solchen Skandal produziert hätte, wie das staatlich gelenkte Dopingsystem in Russland, das im Kern nachgewiesen ist, würde ich mich etwas zurücknehmen und Demut zeigen.“
Er könne verstehen, dass Russland mit rechtlichen Mittel darum gekämpft hat, die Athleten des Landes bei den Olympischen Spielen in Rio an den Start zu bringen. „Aber nun nach dem Motto, es ist nichts gewesen, alles zur Seite zu drücken und zu ignorieren, kann ich nicht verstehen“, kritisierte Vesper. „Das ist absolut nicht in Ordnung.
Weltrekordlerin Issinbajewa hatte nach ihrem gescheiterten Versuch, vor dem Schweizer Bundesgericht in Lausanne mit einer Beschwerde, doch noch in Rio starten zu dürfen, angekündigt, am kommenden Sonntag nach Brasilien zu kommen, um dann Wahlkampf im Olympischen Dorf zu machen.
„Es ist schön zu wissen, dass wir diese Ungerechtigkeit zusammen teilen“, schrieb Issinbajewa im Online-Dienst Instagram und danke für die Sympathie und das Mitleid. „Als Athletin kann ich nicht nach Rio fliegen, aber als Kandidatin für die Athletenkommission.“ Sie ist eine von mehr als 20 Anwärterinnen, darunter ist auch die deutsche Fechterin Britta Heidemann.
Das IOC gewährt ihr trotz der Sperre für die russischen Leichtathleten eine Akkreditierung, mit der sie auch im Olympischen Dorf für sich werben kann. „Das IOC hat gesagt, es ist ihr Recht“, meinte Vesper. „Es ist an den Sportlern, sie zu wählen oder nicht.“