Milliarden-Poker mit dem Bund für Olympia 2024
Hamburg (dpa) - Die Olympia-Rechnung steht, aber wer wie viel bezahlt, ist jetzt Verhandlungssache. 11,2 Milliarden Euro würden Olympische Spiele in Hamburg im Jahr 2024 kosten. Auf den deutschen Steuerzahler kämen 7,4 Milliarden Euro zu.
Dem stehen Erlöse in Höhe von 3,8 Milliarden Euro gegenüber. Das geht aus dem in Hamburg vorgelegten Finanzplan für das größte Sportereignis der Welt hervor. „Das sind die am besten durchgerechneten Olympischen Spiele ever“, sagte Bürgermeister Olaf Scholz. Er muss bis Februar 2016 mit dem Bund verhandeln, ob dieser mindestens sechs Milliarden Euro dazugibt.
Zuvor hat der Bürger das Wort. Ob Hamburg sich tatsächlich um die Spiele bewirbt, entscheiden die Einwohner der Hansestadt in einem Referendum. Es beginnt am 1. November per Briefwahl und wird am 29. November in der Wahlkabine abgeschlossen.
Die 1,8 Millionen Einwohner zählende Hansestadt plant, vom erhofften Zuschlag für die Spiele im Sommer 2017 an jährlich maximal 200 Millionen Euro für Olympia aufzuwenden. „200 Millionen Euro pro Jahr ist das, was wir stemmen können“, sagte Scholz. Damit würde Hamburg 1,2 Milliarden Euro für die Spiele ausgeben. „Wenn Bund und Land sich wie geplant beteiligen, können wir uns Olympia leisten“, bekräftigte Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer. Die Olympia-Pläne seien eine „sehr gute Investition in die Zukunft des Segelsports“ und in die Zukunft von Kiel. Der Segelstandort muss mit 146 Millionen Euro fitgemacht werden.
Sollte der Bund nicht mindesten sechs Milliarden Euro beisteuern, würde sich Hamburg zurückziehen. „Ich würde keine Bewerbung abgeben, wenn es die Finanzkraft der Stadt überfordert“, erklärte Scholz. „Wir wollen die Schuldenbremse einhalten und gleichzeitig keine sozialen und kulturellen Projekte kürzen. Darum ist der Vorschlag, dass Hamburg von 2018 bis 2024 etwa 200 Millionen Euro im Jahr beitragen kann, ehrgeizig, aber tragbar“, sagte Anjes Tjarks, Fraktionschef der Grünen, dem Koalitionspartner der SPD.
„Für alle, die sich Klarheit noch vor dem Referendum erhofft haben, war diese Präsentation eine kräftige Enttäuschung“, meinte Norbert Hackbusch, haushaltspolitischer Sprecher der Linken in der Hamburger Bürgerschaft. Er kritisierte, dass die Finanzierung durch den Bund erst im Februar geklärt ist - „also nach dem Referendum“. Bedenken kamen auch von den Umweltschützern des NABU. „Die hohen Kosten für die Olympia-Ausrichtung bestätigen uns in unserer Forderung nach Rückzug der Bewerbung, wenn ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele mit dem versprochenen Kostenrahmen unvereinbar sind“, sagte Landeschef Alexander Porschke.
Scholz ordnete die beträchtliche Summe im Vergleich zu früheren Olympischen Spielen als realistisch und moderat ein. Die Spiele und die nachfolgenden Paralympics würden weniger kosten als die Ereignisse in London 2012, erläuterte der SPD-Politiker. Die Gesamtkosten in London waren mit rund 13,8 Milliarden Euro angegeben worden. Ursprünglich hatte die britische Hauptstadt mit 3,2 Milliarden Euro geplant. Die Kosten für die Winterspiele in Sotschi 2014 sind auf knapp 50 Milliarden Euro geschätzt worden.
Vorteil des Hamburger Finanzplans sei, „dass wir immer die höchsten Zahlen genommen haben“, berichtete der Bürgermeister. Preissteigerungen und Inflation seien berücksichtigt. Dem jetzt veröffentlichten Rechenwerk liegen die geschätzten Preise von 2024 zugrunde. Damit stehe manches Projekt „doppelt so teuer in den Rechnungen“, als es zu heutigen Preisen tatsächlich sei, behauptete Scholz und ergänzte: „Wir wollen die Kosten eher unter- als übertreffen.“ Hamburg will sich von früheren Bewerbern, die allesamt gewaltige Fehlprognosen zu den Kosten abgegeben hatten, deutlich unterscheiden.
Die Hansestadt hat sich für Olympische und Paralympische Spiele 2024 beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) beworben. Konkurrenten sind Los Angeles, Paris, Rom und Budapest. Der Austragungsort wird im Sommer 2017 beim IOC-Kongress in Lima gewählt.