EM-Bewerbung Spielorte für EM 2024: Verlierer ärgern sich über DFB-Kür
Der DFB kürt nach einem transparenten Auswahlverfahren die zehn Spielorte, mit denen er sich um die Ausrichtung der EM 2024 bewirbt. Nun gilt die volle Konzentration dem Kandidatenduell mit der Türkei.
Frankfurt/Main (dpa) - Große Enttäuschung beim Verlierer-Quartett, riesige Erleichterung beim Wackelkandidaten Frankfurt: Bei der Kür der zehn Spielorte für eine mögliche Fußball-EM 2024 in Deutschland sind Nürnberg, Hannover, Mönchengladbach und Bremen leer ausgegangen.
Dagegen schaffte es die Hessen-Metropole, wo der Deutsche Fußball-Bund seinen Sitz hat, mit Ach und Krach als letzter Bewerber in die Top Ten. „Die EURO 2024 ist ein Leuchtturmprojekt des gesamten deutschen Fußballs. Wir legen jetzt alles in unsere Bewerbung und werden versuchen, fachlich zu überzeugen“, sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel zum bevorstehenden Kandidatenduell mit der Türkei. Bis zum 27. April 2018 muss der DFB die vollständigen Unterlagen bei der Europäischen Fußball-Union (UEFA) einreichen, die EM-Vergabe findet im September kommenden Jahres statt.
Nach einem transparenten und fairen Auswahlverfahren, in dem insgesamt 103 Kriterien in zehn Sektoren bewertet wurden, setzte sich im Ranking Berlin vor München und Düsseldorf durch. Es folgten Stuttgart, Hamburg, Köln, Leipzig, Dortmund, Gelsenkirchen und Frankfurt. „Wir haben die Stadien, wir haben die Infrastruktur. Eine EM in Deutschland wäre eine ökonomisch sparsame und ökologisch schonende Veranstaltung“, warb Grindel für eine zweite EM auf deutschem Boden nach 1988.
Ein Selbstläufer werde die Bewerbung aber nicht, warnte der DFB-Boss. „Es wäre ein völlig falscher Eindruck, dass das Rennen schon gelaufen ist. Es ist völlig offen.“ Da die UEFA-Regeln öffentliche Aussagen über Mitbewerber verbieten, will der DFB die eigenen Stärken in den Vordergrund rücken. „Wir wissen um die Fußballbegeisterung in unserem Land und vertrauen darauf, dass sich die beste Bewerbung durchsetzt“, sagte Grindel. Die deutsche Kandidatur solle „von Integrität, Transparenz und ethischem Verhalten geprägt sein“.
Vor der Verkündung der Spielorte hatte Grindel die Verlierer des Stadion-Castings persönlich über das Ergebnis informiert. „Natürlich sind sie enttäuscht, im Falle einer erfolgreichen Bewerbung nicht unmittelbar Teil der EM sein zu können. Denn alle waren tauglich, keiner ist durchgefallen“, erklärte er.
Das Lob vom DFB-Chef war jedoch nur ein schwacher Trost. „Ich bin nicht sauer, ich bin stinksauer“, kommentierte Borussia Mönchengladbachs Vizepräsident Rainer Bonhof die Entscheidung. „Ich bin kurz davor, dass mein Hals platzt, weil ich wirklich damit gerechnet habe, dass Borussia nach all den Jahren mit dem Stadion, mit dem Umfeld, mit der super Zusammenarbeit mit der Stadt und der Präsentation, die wir abgeliefert haben, den Zuschlag kriegt“, schimpfte der Weltmeister von 1974.
Auch in Nürnberg, Hannover und Bremen war die Enttäuschung groß. Das Scheitern gleich beider Kandidaten aus Norddeutschland, Heimat von Grindel, wertete der DFB-Boss als Beleg für Fairness und Transparenz im Bewerbungsverfahren. „Früher war es üblich, dass der DFB-Präsident etwas für seine Heimatregion tut“, sagte Grindel. „Jetzt hält er sich an die Regeln, auch wenn das Ergebnis manchmal keine Freude bereitet.“
Er stellte zudem klar, dass der DFB nicht plane, in den gescheiterten Städten „Länderspiele oder sonstige Kompensationen durchzuführen. Es war ein Wettbewerb, bei dem wir zu einem Ergebnis gekommen sind.“
Dieses fiel laut Generalsekretär Friedrich Curtius vor allem zwischen den Plätzen zehn, elf und zwölf sehr knapp aus. „Nach Rücksprache mit Transparency International wurde es aber so durch das Präsidium bestätigt“, berichtete Curtius. „Das Ranking war sachlich gerechtfertigt.“
So kam Frankfurt - in der Vergangenheit Schauplatz großer WM- und EM-Spiele - gerade noch mit einem blauen Auge davon. „Frankfurt hätte eine bessere Bewerbung abgeben können“, kritisierte Curtius. „Ich hoffe, die Stadt nimmt dies zum Anlass, nun eine hervorragende gemeinsame Bewerbung auf den Weg zu bringen.“ Damit es 2024 wieder heißt: Vorhang auf zum deutschen Sommermärchen.