Meinung Gute Gründe für das Votum gegen Gladbach
Diesmal waren sie sich in Gladbach ganz sicher, dabei zu sein. Eine in der Selbstwahrnehmung überzeugende Präsentation, eine fußballbegeisterte Stadt, ein modernes Stadion. Das konnte nicht schiefgehen. Konnte es doch.
Diesmal waren sie sich in Gladbach ganz sicher, dabei zu sein. Eine in der Selbstwahrnehmung überzeugende Präsentation, eine fußballbegeisterte Stadt, ein modernes Stadion. Das konnte nicht schiefgehen. Konnte es doch. Dass es wieder nicht geklappt hat, bringt die Verantwortlichen rund um den Borussia-Park auf die Palme. Vize-Präsident Rainer Bonhof, Fußball-Weltmeister von 1974, „platzt der Hals“. Das Verhältnis zwischen dem Traditionsclub vom Niederrhein und dem DFB in Frankfurt dürfte jetzt nachhaltig gestört sein. In Gladbach werden sie an frühere Entscheidungen des Verbandes erinnern, die als grobe Benachteiligung empfunden wurden. So die Missachtung als Spielort bei der Weltmeisterschaft 2006. Oder die Niederlage am grünen Tisch nach dem Pfostenbruch 1971. Das hätte damals fast die Meisterschaft gekostet.
Es wäre gut gewesen, wenn sich die Macher in Gladbach vor der Bewerbung genauer mit den Kriterien der Vergabe beschäftigt hätten. Denn die leuchten durchaus ein. Da geht es nicht um Herzblut, Tradition und Leidenschaft. Gefragt ist vielmehr eine gute Infrastruktur. Und die gibt es in Mönchengladbach nun mal in wesentlichen Punkten nicht. Insbesondere fehlt dem Borussia-Park eine Anbindung an das Schienennetz. Zwar war bei der Planung des Stadions vor 15 Jahren immer davon die Rede, dass die Spielstätte per Bahn erreichbar sein müsse. Gelegt wurden die Schienen aber nie. Hinzu kommen fehlende Hotels, vor allem im 5-Sterne-Bereich. Die Europäische Fußball-Union (Uefa) will das so. Es lässt sich darüber streiten, ob diese Anforderung sinnvoll ist. Aber sie nicht erfüllen zu können und sich dann darüber zu beschweren, ist lächerlich.
Der DFB hat ein faires und transparentes Auswahlverfahren durchgezogen. Respekt. Zum Glück befinden wir uns in der Nach-Beckenbauer-Ära, Platz für Mauscheleien bis hin zu Schmiergeldzahlungen gibt es hierzulande offensichtlich nicht mehr. Das bedeutet allerdings noch lange nicht, dass es mit der Vergabe der Fußball-Europameisterschaft 2024 nach Deutschland auch klappt. Konkurrent ist die Türkei. Und es ist doch sehr fraglich, ob es dabei fair und transparent zugeht. Geld, Politik, Flüchtlinge — alles kann eine Rolle spielen, wenn die Uefa im nächsten Jahr ihre Entscheidung trifft. Dass die Fußball-WM 2022 in Katar stattfindet, beweist sehr eindrucksvoll, wie schmutzig die Geschäfte im Fußball sein können.