Meinung AfD im demoskopischen Aufwind: Die Wahl des Besenstiels

Für viele schien sich das Thema schon in Wohlgefallen aufgelöst zu haben: Nachdem die AfD vor ziemlich genau einem Jahr ein Rekordhoch von 15 Prozent in den Umfragen verbucht hatte, gingen ihre Sympathiewerte stetig zurück.

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Doch auf der Zielgeraden entpuppt sich dieser Trend als Episode: Gut eine Woche vor der Bundestagswahl kann die in großen Teilen inzwischen offen rechtsextreme Partei fast wieder an ihr Hoch von damals anknüpfen. Nach den jüngsten Prognosen mehrerer Umfrage-Institute liegt die AfD erneut im zweistelligen Bereich. Wie konnte es dazu kommen?

Offenbar war es ein Trugschluss zu glauben, dass die AfD ihre Anziehungskraft im Gleichklang mit den sinkenden Flüchtlingszahlen verliert. Denn die Probleme sind deshalb ja nicht verschwunden. Terroranschläge wie in Nizza, Berlin und erst gestern wieder in London sind ein stetiger Dünger für die große Angst vor islamistischen Gefahren. Und Straftaten wie die eines afghanischen Flüchtlings, der jetzt wegen Mordes und Vergewaltigung an einer Studentin in Freiburg angeklagt ist, halten diese Ängste ebenfalls wach.

Die AfD schürt sie nach Kräften. Das kann ihr auch deshalb gelingen, weil solche Gefahren in der Vergangenheit öffentlich kaum thematisiert wurden, und weil die „etablierte Politik“ sich viel zu wenig um die Sorgen geschert hat. So kommt es mit der beabsichtigten Stimmenabgabe für die AfD zu einer politischen Trotzreaktion, die sich offenbar auch nicht durch zwielichtige AfD-Gestalten und ihre rassistischen Hasstriaden beeindrucken lässt. In manchen Gegenden könnte die AfD deshalb auch einen Besenstiel als Kandidaten aufstellen, sie würde trotzdem gewählt werden.

An dieser Grundstimmung wird sich in den verbleibenden acht Tagen bis zur Wahl wohl nichts Bahnbrechendes mehr ändern. Im Gegenteil: Es muss befürchtet werden, dass sich jetzt auch noch die verschämten Wähler aus der Ecke trauen. Den anderen Parteien droht am 24. September ein (AfD-)blaues Wunder.