„Alles gut“ mit Ribéry Ancelotti wehrt sich gegen Miesmacherei
München (dpa) - In Wiesn-Laune präsentierte sich Carlo Ancelotti nicht. Der Genussmensch aus Italien erlebt in München gerade keine erfreulichen Tage.
Als Trainer des FC Bayern muss er sich mit einigen Ego-Trips seiner Starkicker, Kritik am fußballerischen Ist-Zustand des deutschen Rekordmeisters und nicht zuletzt wilden Spekulationen um seine eigene Zukunft rumschlagen. Beinahe verzweifelt versuchte Ancelotti am Freitag, den Fokus auf das Wesentliche zu richten: Das Bundesliga-Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen den FSV Mainz 05.
„Das Wichtigste ist, das Spiel zu gewinnen. Danach haben wir Zeit, um das Oktoberfest zu feiern“, sagte der 58-Jährige. Zur Wiesn-Zeit sind die Bayern traditionell stark, gerade daheim. Vielleicht wirken die Festwochen in der bayerischen Landeshauptstadt ja stimulierend auf Leistung und Gemeinsinn der Bayern-Profis. Ancelotti wehrte sich jedenfalls gegen seiner Ansicht nach übertriebene Miesmacherei. „Wir sind weder ganz oben noch ganz unten. Wir haben die Möglichkeit, es schnell besser zu machen. Wir werden bald top sein“, sagte er.
Von 88 Heimspielen zur Wiesn-Zeit verlor der FC Bayern acht. Aber 58 Mal gingen die Münchner Kicker als Sieger vom Platz. Das soll auch gegen die Mainzer so sein, die dem Rekordmeister vor anderthalb Jahren die letzte Liga-Niederlage im eigenen Stadion zufügten (1:2). „Sie spielen mit viel Intensität, guter Organisation, Pressing und Aggressivität“, sagte Ancelotti über den „wirklich starken Gegner“.
Nach dem wütenden Trikotwurf von Franck Ribéry bei dessen Auswechslung beim 3:0 gegen den RSC Anderlecht erinnerte Ancelotti alle Akteure an den internen Regel-Kodex. „Ich hoffe, dass meine Spieler die Regeln respektieren“, sagte er. Für eine Bestrafung bei Verstößen sieht er aber nicht zuständig, sondern den Verein - und da in erster Linie Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Mit Ribéry hat er ein Gespräch geführt. Ergebnis? „Alles gut, es gibt keine Probleme.“
Ob Ribéry gegen Mainz wieder auflaufen darf, verriet Ancelotti nicht. Einige Veränderungen in der Startelf wird es aber geben. Weltmeister Jérôme Boateng könnte nach seinem Kurzeinsatz gegen Anderlecht sogar in der Startelf stehen. Dazu sollen einige Akteure auflaufen, die in der Champions League nicht gespielt hätten, wie Ancelotti sagte. Das trifft etwa auf Mats Hummels, Arturo Vidal und Sebastian Rudy zu. Auch Thomas Müller brennt drauf, sein Können wieder von Beginn an zeigen zu dürfen. Der Nationalspieler will zur raschen sportlichen Besserung beitragen: „Wir müssen als FC Bayern einfach abliefern.“
Ancelotti musste auch zu einem Bericht des US-Senders ESPN Stellung beziehen, wonach sich der FC Bayern und er 2018 vorzeitig trennen könnten. Der Vertrag des Italieners soll angeblich eine Klausel enthalten, die ein vorzeitiges Vertragsende 2018 ermögliche, falls es Ancelotti nicht schafft, mit den Bayern um die Champions League mitzuspielen. Über Vertragsdetails äußere er sich nicht, sagte Ancelotti. Nur soviel: „Ich kann sagen, dass mein Kontrakt am 30. Juni 2019 endet.“
Der Verein fuhr am Freitag dieselbe Linie. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge übermittelte auf Nachfrage: „Carlo Ancelotti hat einen Vertrag beim FC Bayern bis zum 30. Juni 2019. Zu Vertragsinhalten äußern wir uns grundsätzlich nicht, das gilt natürlich auch in diesem Fall.“ Klausel hin oder her - im Fußball und auch beim FC Bayern galt schon immer: Ohne Erfolg erlebt kein Trainer das Vertragsende.