Nationale Anti-Doping-Agentur zu IOC: „Absolutes Entsetzen“
Bonn (dpa) - Die Nationale Anti-Doping-Agentur NADA hat den Verzicht des Internationalen Olympischen Komitees auf einen Komplett-Ausschluss Russlands von Olympia erneut scharf kritisiert.
„So wie jetzt entschieden wurde, passt das nicht zur Null-Toleranz-Politik des IOC. Da ist eine große Chance verpasst worden“, sagte die NADA-Vorstandsvorsitzende Andrea Gotzmann der „Süddeutschen Zeitung“. Auch bei den Anti-Doping-Agenturen anderer Länder herrsche vor den Sommerspielen von Rio de Janeiro „absolutes Entsetzen“.
Die Entscheidung des IOC sei ein Rückschlag für saubere Athleten, argumentierte Gotzmann. Diese würden sich fragen, „was muss passieren, bevor harte Konsequenzen gezogen werden? Russland ist ja nicht das einzige Land, in dem es nicht so läuft, wie wir uns das wünschen.“
Auch dass das IOC der russischen Whistleblowerin Julia Stepanowa eine Olympia-Starterlaubnis verwehrte, kritisiert Gotzmann deutlich. „Diese Entscheidung ist sehr, sehr schade“, sagte sie. „Die Whistleblower brauchen wir, die muss man ermuntern, ihr Wissen preiszugeben. Dass hier zweierlei ethisch-moralische Maßstäbe angelegt werden, finde ich bedenklich.“
Das IOC hatte begründet, Stepanowa habe als überführte Doperin nicht die „ethischen Anforderungen“ erfüllt. „Sie hat ihre Informationen erst preisgegeben, als der Schutz des Systems nicht mehr funktionierte und als sie bereits eine Zweijahressperre erhalten hatte“, sagte IOC-Präsident Thomas Bach.