„Noteinsatz“ im olympischen Dorf - DOSB behebt Mängel
Rio de Janeiro (dpa) - Nach einem Sondereinsatz von über 500 Handwerkern und Reinigungskräften haben sich die Mängel im olympischen Dorf in Rio de Janeiro deutlich verringert. Die deutsche Delegation legte gleich selbst tatkräftig Hand an.
„Wenn unsere Betreuer nicht schon vor einer Woche angereist wären und mit großem Engagement und eigenen Handwerkern unterwegs gewesen wären, dann würden wir - wie andere Nationen - in einer schwierigen und vielleicht sogar inakzeptablen Situation sein“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.
Die Unterkünfte seien so fertiggestellt, dass die Sportler nicht viel von den Mängeln merken würden und mit kleinen Kompromissen gut leben könnten. Ironisch fügte Hörmann hinzu: „Wir sind derzeit mehr Bauträger als Sportverband.“ Das Dorf sei erstaunlich gut geworden, sagte der deutsche Slalom-Kanute Sideris Tasiadis, Olympia-Zweiter von London, der „Bild“-Zeitung. „Die Zimmer sind in Ordnung. Echt top“, meinte der 26-Jährige.
Hörmann hofft nach massiven Beschwerden vor allem aus Australien, aber auch Argentinien und Weißrussland, dass die brasilianischen Gastgeber das Dorf noch vor dem großen Ansturm der Athleten und der Eröffnungsfeier am 5. August in einen insgesamt guten, bewohnbaren Zustand bringen: „Es ist eine große Herausforderung, die mit viel Liebe und Engagement, jedoch durchaus gerade noch so zu meistern ist, dass die Athleten damit leben können.“
Offensichtlich gibt es große Unterschiede, je nachdem in welchem der 31 Hochhäuser ein Team einquartiert wird. Aus Schwedens Delegation hieß es, die meisten, aber nicht alle Appartements seien bewohnbar. So fließe nicht überall warmes Wasser. „Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, aber ich denke, es wird klappen“, sagte Delegationsleiter Peter Reinebo der Zeitung „Expressen“. Einige schwedische Athleten verließen die Anlage vorerst, um sich in Hotels einzuquartieren.
Auch Südafrikas Nationales Olympisches Komitee zeigte sich zufrieden mit der „exzellenten“ Unterbringung. Zur Einrichtung gehörten unter anderem Klimaanlagen, Ventilatoren, ein funktionierendes Internet, Balkons, ein Schwimmbad und Moskitonetze.
„Es gibt kein warmes und kaum kaltes Wasser. Die Kanalisation funktioniert nicht, und es fehlt an Scheiben und Treppengeländern“, klagte dagegen das Nationale Olympische Komitee Weißrusslands. Vor allem die sanitären Einrichtungen seien mangelhaft.
Die Argentinier kritisierten, drei der fünf für die Delegation vorgesehenen Etagen seien bisher nicht bewohnbar. Der Chef des Nationalen Olympischen Komitees, Gerardo Werthein, kündigte an, man werde vorsichtshalber zusätzliche Wohnungen in der Umgebung mieten.
Australiens Delegation war nach der Empörung vom Wochenende um Entspannung bemüht. „Es sind in den vergangenen 24 Stunden enorme Fortschritte gemacht worden“, sagte Delegationschefin Kitty Chiller. Das 410 Sportler und 300 Delegationsmitglieder umfassende Team soll 15 Etagen belegen. Am Mittwoch ist eine Übergabe mit Bürgermeister Eduardo Paes geplant. Er hatte nach der Kritik scherzhaft gemeint, notfalls ein paar Kängurus zu besorgen, damit sich die Australier wohler fühlen. Diese hatten pikiert erwidert: „Wir brauchen keine Kängurus, wir brauchen Klempner.“
Die Organisatoren versprachen, dass bis Donnerstag sämtliche der 31 Hochhaustürme bezugsfertig seien. „Und zwar zu 100 Prozent fertig“, betonte Rodrigo Tostes vom Organisationskomitee Rio 2016 nach Angaben des Portals „O Globo“. Bereits jetzt seien 21 Hochhaustürme bereit für die Athleten.