Olympia belebt Diskussion um Unabhängigkeit Schottlands
London (dpa) - Die Olympischen Spiele in London und der Erfolg der britischen Mannschaft haben eine neue Diskussion um eine mögliche Unabhängigkeit des britischen Landesteils Schottland entfacht.
Die schottischen Sportler, mit ihren Zugpferden Chris Hoy (Bahnradsport) und Andy Murray (Tennis) an der Spitze, hatten nach zwei Dritteln der Spiele sieben der 22 britischen Goldmedaillen geholt - genauso viele wie Deutschland. Schottland hat aber nur fünf Millionen Einwohner.
„Die Augen der Welt sind auf Olympia gerichtet, und ganz Schottland ist darin vereint, unsere Olympioniken zu unterstützen - unsere Scolympians“, sagte der schottische Ministerpräsident Alex Salmond am Mittwoch. Salmond streitet mit seiner schottischen Nationalpartei für die Unabhängigkeit des nordbritischen Landesteils. Englische Politiker dagegen, die eine Unabhängigkeit Schottlands ablehnen, sehen in den Olympischen Spielen eine Möglichkeit, den britischen Nationalgedanken wieder stärker in den Vordergrund zu stellen.
„Ich will mich da nicht so sehr einmischen. Hier geht es um Sport und darum, das zu feiern, was das britische Team gemeinsam geschafft hat“, sagte Sir Chris Hoy am Mittwoch. Der Fahnenträger der Eröffnungsfeier, der sich mit seinen Goldmedaillen Nummer fünf und sechs zum Rekord-Olympiasieger des Königreichs gekrönt hat, erklärte: „Es ist eine große Sache für Großbritannien als Ganzes. Wir standen alle - hoffentlich - hinter dem Team und haben den Erfolg genossen und geteilt, weil wir alle Teil davon sind.“
Die britischen Athleten haben den Versuch der Politiker, die Olympischen Spiele für politische Zwecke zu nutzen, bisher kaum gewürdigt. Andy Murray hüllte sich nach seinem Olympiasieg im Finale über Roger Federer wie selbstverständlich in die Union-Jack-Flagge. Umfragen in den ersten Tage der Spiele zufolge hatte Olympia zunächst keine Auswirkungen auf die Unabhängigkeitsfrage. Die Befürworter einer Abspaltung liegen nach Berechnungen des Meinungsforschungsinstitutes YouGov weiter bei rund 30 Prozent.