Olympia-Enttäuschte: Svindal, Südkorea, USA-Skater
Krasnaja Poljana (dpa) - „Sandpapier unter den Füßen“ - nach dem Wachs-Debakel mussten sich Norwegens Langläufer auch noch Spott aus Schweden gefallen lassen. Sie sind nicht die einzigen Olympia-Enttäuschten: Über Südkoreas „Alptraum“, Italiens schwarzen Sonntag und „Zinn“ für US-Stars.
Petter Northug flüchtete sich nach dem Wachs-Desaster von Norwegens Langlauf-Staffel in Galgenhumor. „Zlatan“, antwortete der zweimalige Olympiasieger auf die Frage, wer ihn im siegreichen schwedischen Team am meisten beeindruckt hätte. „Mit diesen Ski hätte mich auch Ibrahimovic geschlagen.“ Nicht nur die hochgewetteten Erben von Björn Dählie erlebten die Winterspiele von Sotschi ohne das so prestigeträchtige Staffel-Edelmetall bislang als Reihe von Reinfällen. Norwegens Mr. Super-G, die amerikanischen Schleich-Skater und Südkoreas Kufensportler führen die Liste der Enttäuschten an.
Vor vier Jahren in Vancouver sicherten sich die Asiaten als fünftbeste Nation noch sechsmal Gold im Shorttrack, Eisschnelllauf und Eiskunstlauf - bislang steht gerade mal ein Olympiasieg und ein Platz weit jenseits der Top Zehn im Medaillenspiegel zu Buche. „Viele Leute in Südkorea haben erwartet, dass sie hier auch so gut sind. Aber sie haben nicht ihr Bestes gezeigt“, klagte Eiskunstlauf-Queen Kim Yu-Na bei einem Besuch der Shorttrack-Wettkämpfe. Dabei hatte sich der Gastgeber der Winterspiele von 2018 in Pyeongchang nicht mal für die Finals in der 5000-Meter-Staffel qualifiziert. „Albtraum“, schrieb die Zeitung „JoongAng Ilbo“. Südkoreas Hoffnung liegt nun vor allem auf der favorisierten Yu-Na.
Für Aksel Lund Svindal ist Olympia hingegen bereits vorbei. In der Abfahrt verpasste der Super-G-Olympiasieger von Vancouver als Vieter eine Medaille, blieb auch in Super-Kombination und seiner Paradedisziplin ohne Edelmetall und zog am Montag wegen Allergien und Erschöpfung ganz zurück. „Es gibt kein Zurück mehr“, sagte Alpin-Coach Havard Tjorhom.
Für seine Mannschaftskollegen gibt es im Langlauf zumindest noch Chancen im Teamsprint und über die langen Distanzen. Sowohl bei den Herren und Damen verfehlten die Staffeln jeweils Medaillen - und mussten auch noch dem Erzrivalen beim Feiern zuschauen. „Von den Schweden erniedrigt - schon wieder!“, titelte „Verdens Gang“. „Klar, dass es in der Seele der Läufer kocht, wenn man vier Jahre lang acht Millionen Kronen in die Wachsoptimierung steckt und dann haben sie Sandpapier unter den Füßen“, spottete hingegen die schwedische Zeitung „Aftonbladet“.
So ließen sich die Norweger ihren Wachsbus sechs Millionen Kronen (rund 720 000 Euro) kosten - ohne Erfolg. „Das ist ein Skandal. Die Mädchen hatten völlig verrottete Ski“, kommentierte der Ex-Langläufer Odd-Bjørn Hjelmeset das Damen-Rennen. Die Norweger vermuten, dass sie nicht das richtige Schmiermaterial haben. „Unsere Lieferanten haben bestätigt, dass wir bestimmte Produkte nicht bekommen. Es gibt Gerüchte, dass einzelne Hersteller bestimmte Länder begünstigen“, berichtete Chef-Techniker Knut Nystad.
In Italien hatte NOK-Präsident Giovanni Malagò schon vor Beginn der Spiele das Vancouver-Ergebnis mit fünf Medaillen als „nicht begeisternd“ bezeichnet. „Darunter ist die Schwelle für die Enttäuschung.“ In Sotschi fehlt allerdings bei der gleichen Anzahl von Medaillen noch jegliches Gold. „Schwarzer Sonntag“, titelte die „Gazzetta dello Sport“, als erst Christof Innerhofer im Super-G ausschied und dann Snowboardcrosserin Michela Moioli stürzte.
Nur weit hinter der Spitze kamen bislang die Eisschnellläufer und Shorttracker aus den USA ins Ziel. Selbst nachdem sie ihre High-Tech-Rennanzüge gegen altes Material getauscht hatten, fehlte Shani Davis und Co. gänzlich der Schwung. „Die Energie war sehr schlecht“, begründete der Eisschnelllauf-Weltrekordler das Abschneiden. Auch Halfpipe-Halbgott Shaun White blieb in Sotschi ohne Medaille - und wurde wie die Kufen-Athleten von „Sports Illustrated“ in eine besondere Kategorie des Medaillenspiegels einsortiert: „Zinn.“