Olympia-Hürde: München braucht 4:0-Sieg bei den Bürgern
München (dpa) - Jetzt haben die Bürger das letzte Wort. Das „Ja“ oder „Nein“ der Menschen an den vier geplanten Wettkampforten wird zur alles entscheidenden Hürde für die angebahnte zweite Münchner Olympia-Kandidatur.
Nach dem überwältigenden Votum des deutschen Sports für eine Bewerbung um die Winterspiele 2022 verspüren die Möchtegern-Gastgeber einen „gigantischen Auftrieb“, wie Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) nach dem 81:0-Ergebnis bei der Abstimmung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) frohlockte.
Bei den Bürgerentscheiden in München, Garmisch-Partenkirchen sowie den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land benötigen Ude und seine Mitstreiter am 10. November einen weiteren makellosen 4:0-Sieg. Die Gegner des Medaillenkampfes auf Eis und Schnee in Bayern würde selbst eine 1:3-Niederlage bei den vier Abstimmungsergebnissen zu Gewinnern machen. „Die Bürgerentscheide sind jetzt die ganz große Herausforderung. Wenn nur eine Kommune ausfällt, ist das ganze Olympia-Konzept in sich zusammengefallen“, verdeutlichte DOSB-Interimspräsident Hans-Peter Krämer die Ausgangslage.
Die deutsche Sportfamilie sendete im Münchner Olympiapark, der 50 Jahre nach den Sommerspielen von 1972 ein olympisches Wintermärchen erleben soll, „ein ganz starkes Signal“, wie Krämer betonte. Auch diejenigen Sportfunktionäre, die eher eine Kampagne um Sommerspiele begrüßt hätten, verweigerten sich nach intensiven Diskussionen nicht einem weiteren Anlauf mit München. „Der deutsche Sport steht geschlossen hinter uns“, erklärte Ude.
Krämer zweifelt nicht an der grundsätzlichen Olympia-Zustimmung in Deutschland. „Aber die Leute an die Urne zu bringen, das ist das Entscheidende“, sagte der DOSB-Chef auf Zeit. Gerade nach zwei Wahlen in Bayern (Bundestag und Landtag) muss intensiv mobilisiert werden. „Wir müssen ordentlich Gas geben“, erklärte Ski-Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch. Insbesondere mit prominenten Sportlern wie den Ski-Stars Höfl-Riesch oder Felix Neureuther wollen die Olympia-Befürworter in den kommenden Wochen um das „Ja“-Wort der Bürger werben.
Auch die Gegner formieren sich. „Wir werden sachlichen Widerstand leisten“, kündigte Axel Döring vom „Bündnis NOlympia“ an. „Wir werden versuchen, die Transparenz herzustellen, die die Bewerber nicht herstellen.“ Die Olympia-Gegner zweifeln unter anderem an den geschätzten Gesamtkosten von 3,3 Milliarden Euro. Sie glauben auch nicht an die angeblich geringen Eingriffe in die Natur.
Auch der Host-City-Vertrag, der mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) geschlossen werden müsste, bleibe „ein Knebelvertrag“, wie Döring betonte. Er warnte Ude zudem vor „Tricksereien“ beim Bürgerentscheid, weil für einen Erfolg neben der Mehrheit der abgegebenen Stimmen auch die Zustimmung einer Mindestzahl aller Wahlberechtigten erforderlich sei. Das Quorum beläuft sich etwa für München auf zehn Prozent.
Die Sportfunktionäre glauben, dass das modifizierte Sportkonzept mit vier statt drei Wettkampforten und der Einbeziehung der schon bestehenden Anlagen in der Biathlon-Hochburg Ruhpolding ein großer Pluspunkt gegenüber 2018 sei. „Die Bewerbung ist keine Blaupause der letzten Bewerbung“, bekräftigte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper.
Die Hinzunahme von Ruhpolding, wo Langläufer und Biathleten um Medaillen kämpfen sollen, entlastet vor allem Garmisch-Partenkirchen. „Wir haben extrem dazugewonnen beim Thema Verträglichkeit, Nachhaltigkeit und Akzeptanz bei der Bevölkerung“, erklärte Bürgermeister Thomas Schmid zuversichtlich. „Wir sind nicht nur bereit, wir sind reif für Olympische Winterspiele“, verkündete Georg Grabner, der Landrat von Berchtesgaden, kämpferisch. Das letzte Wort aber haben die Bürger mit ihrer „Ja“- oder „Nein“-Stimme.