Winterspiele Olympisches Dorf in Pyeongchang eröffnet

Pyeongchang (dpa) - Mit der offiziellen Eröffnung der olympischen Dörfer für die Winterspiele in Pyeongchang wurde es für die Organisatoren ernst.

Foto: dpa

Wenn am Freitag nächster Woche die Spiele in einer eher abgelegenen Bergregion im Nordosten von Südkorea eröffnet werden, muss alles wie ein präzises Uhrwerk laufen. Doch am Donnerstag gab es bei der Eröffnungszeremonie für die Athletensiedlung von Pyeongchang bei blauem Winterhimmel und Temperaturen um den Gefrierpunkt überwiegend strahlende Gesichter.

Nach all der harten Arbeit sei er jetzt froh, dass die Spiele beginnen, sagte der frühere Handelsminister und jetzige Chef des Organisationskomitees, Lee Hee Beom, bei der Feier im Athletendorf vor dutzenden Ehrengästen, zahlreichen freiwilligen Helfern und Journalisten aus aller Welt. Die Südkoreaner hätten viel erreicht. „Alles ist fertig geworden“, sagte der Gouverneur der Provinz Gangwon, Choi Moon Soon. Parallel dazu wurde das zweite olympische Dorf in der Küstenstadt Gangneung eröffnet, wo die Eiswettbewerbe stattfinden.

Südkorea sieht sich für sein zweites Ringe-Spektakel gut gerüstet. Vor 30 Jahren hatten die Sommerspiele 1988 in Seoul das Land erst richtig bekannt gemacht. Die Winterspiele sollen nun nicht nur den Schneetourismus fördern, sondern auch die Leistungskraft des zum Hightech-Standort gewachsenen Landes zur Schau stellen. Der Spiele-Slogan „Passion.connected“ (Leidenschaft.verbunden) klingt modern. Südkorea ist eines der am besten vernetzten Länder der Erde.

Vor allem aber sollen es auch „Olympische Spiele des Friedens“ werden, wie die Regierung und die Organisatoren immer wieder betonen - auch bei der Feier im Athletendorf. Grund dafür ist die Teilnahme Nordkoreas, die quasi erst in letzter Minute zustande kam. Die Zusage hat die Angst vor einer Eskalation im Streit um das nordkoreanische Atomprogramm zum großen Teil verdrängt - zumindest vorerst. Nach den zwölf Eishockeyspielerinnen für eine gemeinsame Eishockeymannschaft mit Südkorea schickte Nordkorea am Donnerstag weitere zehn Athleten und Athletinnen.

Die Olympia-Macher versprechen erstklassige Sportstätten und kurze Anfahrtswege. Umgerechnet mehr als zehn Milliarden Euro lässt sich das Land die Spiele kosten, wenn Infrastrukturmaßnahmen wie der Bau einer neuen Trasse für einen Hochgeschwindigkeitszug zwischen der Westküste und der Provinz Gangwon eingerechnet werden. Das ist im Vergleich zu den Ausgaben im Umfang von etwa 50 Milliarden Euro für die Winterspiele von Sotschi vor vier Jahren zwar gering, für Südkorea war es trotzdem eine große finanzielle Herausforderung.

Für die zwölf Olympia-Sportstätten, darunter sechs neu gebaute Anlagen, gab es aber nach anfänglichen Verzögerungen schon in den vergangenen Monaten regelmäßig Lob vom Internationalen Olympischen Komitee. Seinen Gästen will Südkorea Spiele der Superlative vorführen. Genau 2925 Athleten aus 92 Ländern haben nach Angaben des OK ihre Teilnahme an den Wettkämpfen bestätigt - so viele wie noch nie bei Olympischen Winterspielen.

Das Wetter kann in der Region um Pyeongchang sehr wechselhaft sein. Die Organisatoren sorgen sich, dass eisige Temperaturen die Stimmung bei der Eröffnungsfeier am 9. Februar im Olympia-Stadion in den Bergen trüben könnte. Unter anderem sollen Decken unter den erwarteten 35 000 Zuschauern verteilt werden. Unter ihnen wird auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sein.

Die Begeisterung im Land für die Spiele war lange Zeit verhalten, zumal Südkorea bislang kaum als enthusiastische Wintersportnation bekannt ist. In der Hauptstadt Seoul hörte man angesichts der nicht gerade billigen Tickets und horrenden Hotelpreise in der Olympia-
Region, Pyeongchang sei zu weit, zu kalt und der Eintritt zu teuer.

Doch das Interesse wurde stärker, je näher die Spiele heranrückten. „Seitdem der olympische Fackellauf am 1. November begann, sind die Menschen im Land stärker auf die Spiele aufmerksam geworden“, sagte der stellvertretende Leiter beim Organisationskomitee für Verwaltung und Kommunikation, Kim Joo Ho.

Nach Angaben des OK fanden bis Mittwoch 799 000 Eintrittskarten (74,8 Prozent) einen Abnehmer. Am Donnerstag rief OK-Chef Lee zu „Notmaßnahmen“ am, um den Ticketverkauf noch einmal anzukurbeln. „Wir stecken fest bei 75 Prozent.“ Auch IOC-Sportdirektor Christophe Dubi hatte in den vergangenen Tagen „den nötigen letzten Push“ für den Verkauf gefordert.