Putin hält Debatte um Olympia-Boykott für „dumm“
Moskau (dpa) - Kremlchef Wladimir Putin hat die bisweilen im Westen geführte Debatte um einen Boykott der ersten Olympischen Winterspiele in Russland als „dumm“ kritisiert.
Dies sei ein „Überbleibsel eines vergangenen und alten Denkens“ wie im Kalten Krieg, sagte Putin in einem Interview mit mehreren Medien, darunter dem russischen Staatsfernsehen. Sportereignisse wie das Ringe-Spektakel in Sotschi seien dazu da, die schärfsten internationalen Probleme zu „entpolitisieren“ sowie Brücken zu bauen. „Es ist dumm, diese Möglichkeit nicht zu nutzen. Und es ist noch viel dümmer, die Brücken zu verbrennen.“
Die Olympischen Winterspiele werden am 7. Februar in Sotschi am Schwarzen Meer eröffnet. Mehrere westliche Politiker hatten mit Blick auf die Menschenrechtslage in Russland ihre Reisen zu den Spielen demonstrativ abgesagt.
Der russische Präsident betonte im Interview, das er auch der BBC und ABC News gab, dass in Russland niemand wegen seiner Rasse, Herkunft oder „geschlechtlichen Orientierung“ ausgegrenzt werde. Er wies zudem erneut Kritik an den jüngsten russischen Gesetzen zurück, die Homosexuelle gegen sich gerichtet sehen. Verboten seien in Russland nicht homosexuelle Kontakte, sondern nur die Werbung dafür unter Minderjährigen, betonte Putin.
Menschenrechtler hingegen beklagen, dass unter anderem das umstrittene Gesetz zum Verbot von „Homosexuellen-Propaganda“ zu einer Zunahme von Gewalt in Russland geführt habe. Aktivisten beklagen zudem ein Klima des Hasses, das Staatsfernsehen, Kirchenfunktionäre und Abgeordnete schüren würden.
Im Gespräch mit Journalisten verteidigte Putin außerdem die scharfen Sicherheitsvorkehrungen in Sotschi. Nach zwei Terroranschlägen innerhalb von 24 Stunden in der Stadt Wolgograd Ende Dezember mit mehr als 30 Toten herrscht Alarmstimmung bei den Olympia-Organisatoren. „Wir werden den Luftraum, das Meeresgebiet und die Bergregionen sichern. Ich hoffe, dass das auf eine Weise organisiert wird, dass es nicht ins Auge fällt“, sagte er. Es solle aber keinen Druck auf Olympia-Teilnehmer geben.
Die Winterspiele gelten als ein Prestigeobjekt für Russland. Mit Ausgaben von rund 37,5 Milliarden Euro gelten sie als die teuersten der Geschichte.