Rio unter Druck: FIFA und IOC sorgen sich
Rio de Janeiro (dpa) - Das Internationale Olympische Komitee (IOC) und der Fußball-Weltverband (FIFA) sorgen sich um Brasilien. Die Vorbereitungen zur in drei Monaten beginnenden Fußball-WM sind vielerorts in Verzug, jetzt mussten die Brasilianer auch noch eine Rüge von den Olympiern einstecken.
Massive Bauverzögerungen, Transport- und Hotelprobleme haben das IOC veranlasst, etwas mehr als 28 Monate vor den Rio-Spielen zur Dringlichkeit zu mahnen. „Es gibt keinen Moment mehr zu verlieren“, warnte der IOC in bester FIFA-Manier. Vieles läuft nicht rund am Zuckerhut. Nicht nur in puncto Sicherheit muss nachgearbeitet werden.
Für das Mega-Event 2016 am Zuckerhut sind bislang nur Teile des Haushalts bekannt. Für zahlreiche Projekte sind noch nicht mal die Ausschreibungen draußen. Nächsten Mittwoch gibt es in Brasília ein planmäßiges Treffen. „Ein entscheidendes Treffen“, erklärte die marokkanische Chefin der IOC-Koordinierungskommission, Nawal El Moutawakel, nach einem Besuch in Rio. Dabei soll es unter anderem um die Finanzierungsverantwortung für Projekte gehen.
„Mit nur über zwei Jahren bis zur Eröffnung der Spiele am 5. August 2016 weist die Kommission darauf hin, dass eine konstante, gemeinsame und integrierte Anstrengung erforderlich ist, um die Spiele und deren Vermächtnis erfolgreich abzuliefern“, hieß es in einer Erklärung der Kommission. Moutawakel sah zwar in Rio auch Fortschritte, warnte aber, dass jede Entscheidung, die verschoben werde und jede anschließende Verzögerung sich negativ auf die Vorbereitung der Spiele auswirkten. Ihre Forderung: „Vollkommene Fokussierung und totaler Einsatz“.
In Sachen Haushaltsplanungen hatte die öffentliche Olympia- Koordinierungsstelle APO („Autoridade Pública Olímpica“) im Januar einen Teiletat in Höhe von 5,6 Milliarden Reais (rd. 1,7 Mrd. Euro) für den Bau von Wettbewerbsstätten vorgelegt, der auch Investitionen in öffentlicher-privater Partnerschaft umfasst. Doch darin sind nur 24 von 52 Projekten enthalten.
Das lokale Organisationskomitee kalkuliert seinen eigenen von Sponsoren finanzierten Etat mit sieben Milliarden Reais (2,1 Mrd Euro). Es fehlen noch konkrete Haushaltsansätze für 28 Projekte der Olympischen Spiele, die in vier Regionen der Sechs-Millionen-Stadt ausgetragen werden. Das Herz mit dem olympischen Dorf soll in Barra da Tijuca im Westen Rios schlagen. Wettkampforte sind zudem die Regionen Copacabana, das Maracanã-Stadion sowie Deodoro. Für Deodoro und Copacabana sind die Projekte noch nicht ausgeschrieben.
Sorgen bereitet Athleten und Organisatoren die massiv verschmutzte Guanabara-Bucht, wo 2016 die Segelwettbewerbe ausgetragen werden sollen. In die Bucht werden Abwässer aus der Region ungefiltert eingeleitet. Schwimmen ist wegen der schlechten Wasserqualität unmöglich. Viele Strände und auch das Wasser sind von Müll verschmutzt. „Wir haben die Garantie erhalten, dass es (in der Bucht) keinen Müll mehr geben wird und das Wasser sauber sein wird“, sagte Moutawakel.
Doch einige haben Zweifel, dass das lang bekannte Umweltproblem in der noch zur Verfügung stehenden Zeit in den Griff zu bekommen ist. „Die Bucht ist immer noch schmutzig. Ich glaube nicht, dass es einen Weg gibt, das bis zu den Olympischen Spielen zu lösen, vielleicht kann man es ein wenig verbessern“, sagte die brasilianische Weltranglisten-Erste der Segelklasse 49er FX, Martine Grael.
Eine weitere Baustelle ist die Sicherheitslage am Zuckerhut, die in den vergangenen Wochen wieder verstärkt in die Schlagzeilen geriet. Rios Gouverneur Sérgio Cabral musste die Zentralregierung in Brasília nach Attacken auf mehrere Polizeiwachen in Armensiedlungen (Favelas) um Hilfe im Kampf gegen die organisierte Kriminalität bitten. Nun sollen zusätzliche Sicherheitskräfte nach Rio verlegt werden. Zumindest in Rio ist die WM- und Olympia-Vorfreude derzeit eher gedämpft.