Tröger: „IOC bekannt für Reform der Reformen“
Sotschi (dpa) - Das deutsche IOC-Ehrenmitglied Walther Tröger hält eine grundlegende Veränderung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) für schwierig.
„Das IOC war immer dafür bekannt für die Reform der Reformen“, sagte der 85-Jährige der Nachrichtenagentur dpa. „Das heißt, jede Reform, die man macht, ist nicht das Ende, auch die muss wieder reformiert werden“, erklärte Tröger. Der neue IOC-Präsident Thomas Bach will unter anderem die Olympischen Spiele modernisieren und den Bewerbungsprozess verändern.
Dass dem beklagten Gigantismus der Olympischen Spiele unter der Ägide Bachs Einhalt geboten werden könnte, erwartet Tröger nicht: „Es wäre schon schön, wenn man es kleiner macht und das Sportprogramm nicht so auswuchert.“ Daran müsse gearbeitet werden. Als ehemaliger IOC-Sportdirektor wisse er aber, wie schwer das ist. „Der Präsident schickt einen irgendwohin und sagt: Mach das mal so, dass es nicht auswuchert“, sagte Tröger, der in Sotschi seine 26. Olympische Spiele erlebt. „Man kommt zurück und sagt: Befehl ausgeführt. Und wenig später gibt er den Verbänden genau das, was sie gefordert haben.“
Für die Winterspiele in Sotschi wurde das olympische Programm um zwölf Disziplinen auf 98 erhöht. Zu viel? „Es ist keine Frage der Zahl“, meinte Tröger. So sei der Team-Wettbewerb der Rodler gut angenommen worden und eine gute Sache. „Bei einigen Disziplinen der Trend- und Extremsportarten habe ich Bedenken, ob die überhaupt im olympischen Programm sein müssen“, meinte er. „Wir haben schon irgendwelche Sportarten aufgenommen, die nach acht Jahren nicht mehr verfügbar und gestorben waren.“ Er sei nicht so sehr dafür, „dass man immer nachgibt, wenn etwas gerade mal in den Vordergrund geschoben wird“.
Von den durch viel Kritik begleiteten Sotschi-Spielen ist er positiv überrascht. „Es sind bisher gute Spiele, weil die Aktiven im Mittelpunkt stehen. Außergewöhnlich im Vergleich zu anderen Spielen“, urteilte Tröger. Dass die Kritik an den ersten Winterspielen auf russischem Boden nach der Eröffnung weitgehend verstummt ist, überrascht ihn nicht. „Das haben wir schon öfters gehabt. Bei mir waren sie nie in Grund und Boden verdammt“, sagte Tröger. „Die Russen haben mehrere Antlitze und nicht nur das von Putin.“