UN-Sonderberater Lemke: „Bach großartiger Kandidat“
Düsseldorf (dpa) - Für UN-Sportbotschafter Willi Lemke ist Thomas Bach ein starker Bewerber um das Präsidentenamt im Internationalen Olympischen Komitee (IOC).
„Ich muss Neutralität wahren. Aber natürlich ist er ein ganz großartiger Kandidat, der eine glänzende Ausgangsposition und eine große Chance bei der Wahl hat“, sagte der Bremer, der seit 2008 den Generalsekretär der Vereinten Nationen in Fragen des Sports berät, in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa.
„Bach gilt in seiner Rolle im IOC als weltweit integrer und verlässlicher Partner, der sich insbesondere im Kampf gegen Doping große Verdienste erworben hat“, meinte Lemke. „Für Deutschland und den deutschen Sport wäre seine Wahl, wie für die Länder der anderen Kandidaten auch, eine große Reputation.“ Der UN-Berater wird als Beobachter beim entscheidenden Votum des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) am 10. September in Buenos Aires dabei sein.
Dem nach einer zwölfjährigen Amtszeit scheidenden IOC-Präsidenten Jacques Rogge zollte Lemke viel Anerkennung. „Ich schätze ihn unendlich, er ist ein großartiger Mensch und ein ideales Vorbild“, sagte der frühere Fußball-Manager. „Er hat das IOC sehr gut geführt und viel gegen Doping, Wettbetrug und Korruption getan. Er verdient das höchste Kompliment und den Dank der Vereinten Nationen.“
Rogge sei auch ein Brückenbauer zwischen Sport und UN. „Seit drei, vier Jahren haben die Vereinten Nationen eine hervorragende Beziehung aufgebaut. Das war nicht immer so“, sagte Lemke. Der Beobachterstatus des IOC bei der UN habe dazu beigetragen. Dass die Vereinten Nationen den 6. April zum internationalen Tag des Sports ausgerufen haben, sei ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. „Dieser Tag muss aber auch gelebt und von den Nationen genutzt werden, ihre Aktivitäten im Sport zu überprüfen und möglicherweise mehr für den Breitensport zu tun.“
Die Forderung von Menschenrechtsorganisationen, das IOC müsse sich bei der Vergabe von Olympischen Spielen mehr für die Menschenrechte in den Gastgeberländern einsetzen, sei, so Lemke, nicht uneingeschränkt gerechtfertigt. „Es ist richtig, die Frage der Menschenrechte mehr einzubeziehen, andererseits darf sich der Sport auch nicht von der aktuellen Politik instrumentalisieren lassen.“ Schließlich könne es nicht sein, dass Olympische Spiele irgendwann nur noch „an eine Hand voll Länder“ vergeben werden. „Deshalb muss man versuchen, eine notwendige Distanz zwischen dem Sport und der Tagespolitik einzuhalten“, argumentierte er.
Zur Diskussion, ob der Staat stärker im Kampf gegen Doping mitwirken sollte, hat der UN-Sonderberater eine klare Meinung. „Der Anti-Doping-Kampf ist auf einem guten Weg, auch wenn es eine Jagd bleiben wird, weil Wissenschaftler oder Ärzte immer neue Mittel zum Einsatz bringen“, erklärte Lemke. „Deshalb müssen auch die Regierungen in den Kampf gegen Doping einbezogen werden. Ich bin uneingeschränkt für ein Anti-Doping-Gesetz.“