Warum Olmpia-Sieger auf die Medaille beißen?
Warum nagen alle Athleten nach Siegen an ihrer Medaille? Eine bissfeste Analyse.
London. Warum tun es die Athleten? Schmeckt das überhaupt? Ist das ein Ritual? Es ist nicht geklärt, wann das erste Mal in Medaillen gebissen wurde. Aber inzwischen ist es nach jeder Siegerehrung nicht nur bei Olympia in London längst ein normaler Reflex, in das errungene Kleinod zu beißen, am liebsten natürlich in das goldene. Und natürlich in erster Linie vor den Kameras der Fotografen und der Fernsehsender.
Die Fotografen bei Olympia, Welt- und Europameisterschaften freut es. „Please, bitte“ brauchen sie auch schon gar nicht mehr zu rufen, es passiert von allein. In London scheinen es die Sportler gar nicht abwarten zu können. Da beißen sie auch schon einmal direkt nach Erhalt des Edelmetalls auf dem Podium in die Medaille. Offenbar hat das olympische Regelwerk nichts dagegen. Und was sollen sie auch sonst mit den Medaillen machen, bevor sie später in die heimische Vitrine überführt werden?
Fußballprofis stecken sie auch ganz gerne verächtlich in die Tasche, wenn es nach dem Champions League-Finale nur die silberne ist, die Verlierer-Medaille. Im Gegenzug kopieren die olympischen Athleten in London aber jetzt den fußballerischen Trikottausch. Nach seinem Gold über 3000 Meter Hindernis streckte Goldmedaillengewinner Ezekiel Kimboi aus Kenia sein dünnes Hemdchen strahlend seinem zweitplatzierten Kontrahenten Mahiedine Mekhissi-Benabbad aus Frankreich entgegen.
Und nach dem Halbfinale über 400 Meter tauschte Weltmeister Kirani James von Grenada seine Startnummer mit dem Südafrikaner Oscar Pistorius, der als erster Unterschenkel amputierter Athlet und mehrfacher Paralympics-Sieger an den Olympischen Spielen teilnimmt. „Ich bewundere ihn und wollte ihm meinen Respekt und meine Anerkennung erweisen“, sagte James.
Der US-Amerikaner Michael Phelps ist danach gefragt worden, wie Medaillen schmecken, als er in Peking noch häufiger in das runde Edelmetall beißen musste. „Wie Schokolade“ hat der erfolgreichste Schwimmer aller Zeiten gesagt. Wobei eher der Erfolg an sich für den Geschmack gesorgt haben mag als die Medaille. Andere sagen, es habe Tradition, in Medaillen zu beißen. Damit werde nur die Echtheit überprüft.
Nach den olympischen Regeln besteht eine Goldmedaille zu 92,5 Prozent aus Silber, nur sechs Gramm Gold werden für die Beschichtung des Silbers verwendet. Der Materialwert einer Medaille liegt bei 160 Euro. Ein millionenschwerer Athlet muss sich also eigentlich nicht die Zähne ruinieren. Zahnärzte geben allerdings Entwarnung. Bei einem gesunden Gebiss besteht kein Risiko. Weil mit Gold ohnehin erfolgreich orale Reparaturen durchgeführt werden.