Wiederholungstäter: Höfl-Riesch, Björndalen und Co.
Sotschi (dpa) - Der Trend geht zum Wiederholungstäter: Auf der weitläufigen Medal Plaza in Sotschi fehlen ganz oben auf dem Podium die neuen Gesichter.
Statt jugendlichem Schwung zahlt sich bei diesen Winterspielen Erfahrung und Routine aus. Für die große Mehrheit der Olympiasieger war es nicht das erste Gold - auch Ski-Queen Maria Höfl-Riesch durfte sich nach der Super-Kombination an frühere Erfolge erinnert fühlen.
In den Einzel-Wettbewerben, die nicht bei diesen Winterspielen debütieren, feierten bis Montagabend nur fünf Olympiasieger ihre Gold-Premiere. Zehn Gewinner kennen hingegen schon das Gefühl des Erfolgs auf der größten Sportbühne. „Es gehört auch die Lockerheit dazu, am Ende findet alles allein im Kopf statt“, analysierte Alpin-Ikone Rosi Mittermaier diese Tendenz.
Altmeister Ole Einar Björndalen manifestierte bereits im ersten Biathlonrennen mit dem siebten Coup seinen Legendenstatus und beeindruckte selbst IOC-Präsident Thomas Bach: „Chapeau. Das ist wirklich beeindruckend. Jeder hat gedacht, es ist vorbei für ihn und jetzt das.“
Björndalens norwegischer Teamkollegin Marit Björgen glückte zum Langlauf-Auftakt Gold Nummer Vier - und Felix Loch darf als 24-Jähriger nach der Neuauflage seiner Show von Vancouver hoffen, schon bald die Zahl der Olympiasiege von Rodel-Legende Georg Hackl zu egalisieren. „Auf das dritte Einzel-Gold muss ich ja noch vier Jahre warten“, warnte der Berchtesgadener aber vor verfrühten Vergleichen.
Am Abend wiederholte auch der kanadische Ski-Freestyler Alex Bilodeau seinen Goldcoup auf der Buckelpiste und herzte danach erneut seinen Bruder Frederic, der an Kinderlähmung leidet. Als Garanten für die Niederlande erwies sich wieder das bereits hochdekorierte Duo Ireen Wüst und Sven Kramer, das bei den ersten Rennen in der Adler Arena abräumte. „Die Erleichterung war gewaltig“, berichtete Wüst nach den 3000 Metern, die sie bereits vor acht Jahren in Turin für sich entschieden hatte. „Und die Befriedigung noch größer.“
Auch Höfl-Riesch wirkte im ersten Moment des dritten Olympiatriumphs eher befreit - doch die Bürde als Gejagte schien den bisherigen Sotschi-Siegern nur wenig auszumachen. „Ich habe meine Goldmedaille schon“, erklärte Loch seine äußerliche Gelassenheit vor dem spielerisch erscheinenden Auftritt. „Aber natürlich ist es schon eine Kunst, das zu wiederholen.“
Wie schon vier Jahre zuvor in Kanada standen auch der Schweizer Langläufer Dario Cologna, Biathletin Anastasiya Kuzmina und Short-Track-Ass Charles Hamelin ganz oben auf dem Podium. Doch selbst trotz zweier Goldmedaillen 2010 über andere Distanzen hatte der Kanadier noch eine Rechnung mit den 1500 Metern bei Olympia offen. „Es sind so viele Emotionen. Vancouver war enttäuschend, deshalb wollte ich stark zurückkommen.“
Und für alle bisherigen Wiederholungstäter sind die Sotschi-Festspiele bei weiteren Medaillenchancen noch längst nicht vorbei. „Das sind jetzt drei nacheinander“, resümierte Wüst ihre Olympia-Bilanz und schickte als Drohung hinterher: „Ich will noch einzigartiger werden.“