Applaus trotz WM-Aus: Boll und Baum verpassen Medaille
Paris (dpa) - Chapeau, Timo Boll und Patrick Baum: Auch ohne Medaille im Gepäck können Deutschlands Tischtennis-Herren die Weltmeisterschaften in Paris mit einem guten Gefühl verlassen.
Die beiden Düsseldorfer Clubkollegen scheiterten nach starken Turnier-Auftritten als letzte Europäer im Viertelfinale an den übermächtigen Chinesen. Die mussten zwar zittern, waren aber bei der Medaillenverteilung im Damen- und Herren-Einzel ganz unter sich.
In den Doppel-Konkurrenzen gab es hingegen lange Gesichter für China. Einen Tag nach dem Erfolg der Nordkoreaner Kim Hyok Bong/Kim Jong im Mixed gewannen Chen Chien-An/Chuang Chih-Yuan aus Taiwan den Titel im Herren-Doppel. Darüber freute sich auch der Bundesligist Werder Bremen, für den Chuang Chih-Yuan aufschlägt. Olympiasiegerin Li Xiaoxia (China) wurde erstmals Weltmeisterin im Damen-Einzel, die beiden letzten Entscheidungen im Herren-Einzel und Damen-Doppel fallen an diesem Pfingstmontag.
„Ich bin jetzt nicht todunglücklich, sondern mit meiner Leistung zufrieden. Ich war nah dran, habe am oberen Limit gespielt und muss mir keine Vorwürfe machen“, kommentierte Rekord-Europameister Boll seine 2:4-Niederlage gegen den Weltranglisten-Zweiten Ma Long. „Es war ein Super-Spiel.“ Allzu gerne hätte der WM-Dritte von 2011 in Rotterdam dieses Resultat wiederholt, doch der favorisierte Chinese hatte in einer ungemein packenden Partie das bessere Ende für sich.
„Das Spiel war an Dramatik nicht zu überbieten. Timo hat eine tolle WM gespielt und sich von Spiel zu Spiel gesteigert“, lobte Bundestrainer Jörg Roßkopf den 32 Jahre alten Linkshänder. Nach einer internationalen Wettkampfpause von mehr als fünf Monaten geriet Boll gegen Ma Long mit 0:2 in Rückstand, spielte danach aber unter den lautstarken „Timo, Timo“-Rufen von rund 10 000 Zuschauern im Palais Omnisports vier Sätze auf Augenhöhe mit dem Mannschafts-Olympiasieger von London. „Das hat eine Menge Spaß gemacht“, sagte der gebürtige Hesse.
Nicht ganz so viel Spaß hatte Baum beim 1:4 gegen Titelverteidiger und Olympiasieger Zhang Jike. Nach einem 1:1-Zwischenstand führte der 25-Jährige im dritten Durchgang bereits 10:5 gegen den haushohen Favoriten, konnte aber fünf Satzbälle nicht nutzen. „So eine Chance kriegt man nicht immer im Leben. Danach bin ich total aus dem Konzept geraten“, haderte der ehrgeizige Profi, der erstmals in einem WM-Viertelfinale stand und erstmals gegen Zhang Jike spielte.
Baum hatte am Samstagabend die Medaillenträume seines Freundes und ständigen Trainingspartners Dimitrij Ovtcharov mit einem deutlichen 4:1-Sieg ziemlich unsanft beendet. Der Olympia-Dritte Ovtcharov war an Position sieben gesetzt und hatte sich viel für das Turnier in Paris vorgenommen. „Als meine 7:1-Führung im ersten Satz weggebrochen ist, war es schwierig für den Kopf“, sagte Ovtcharov. „Ich bin natürlich sehr enttäuscht, aber das Leben geht weiter.„