Bader freut sich auf WM-Klippenspringen

Kasan (dpa) - Eine laiengerechte Erklärung, was den Reiz des Sprungs aus 20 Metern Höhe ausmacht, hat Klippenspringerin Anna Bader noch nicht gefunden.

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„Ich weiß es nicht, ich habe es oft probiert, aber ich glaube, ich hab es nie wirklich geschafft“, erklärt die Bronzemedaillengewinnerin von 2013 und erzählt von Spaß, Fluggefühl, Überwindung und Grenzen. Zwei Jahre nach der „Reizüberflutung“, wie sie selbst über die WM-Premiere sagt, freut sich der Freigeist im deutschen Team, erneut bei Schwimm-Weltmeisterschaften dabei zu sein.

Schön sei es, wieder bei der WM zu starten, den „großen Basar des Trubels“ und die „schöne Energie“ zu genießen, berichtet die Klippenspringerin am Rande der Sprunganlage auf dem WM-Fluss Kasanka. „Aber die Erinnerung an Barcelona wird immer einmalig bleiben, denn das war das erste Mal, dass wir als Highdiver bei einer WM waren“. Highdiving, so die offizielle Bezeichnung des Weltverbandes, feierte 2013 ein viel beachtetes WM-Debüt.

Spektakulär ist es allemal: Die Männer springen sogar aus 27 Metern Höhe und erreichen dabei Geschwindigkeiten von über 80 km/h. „Das ist schon eine gefährliche Sportart“, erklärte Leistungssportdirektor Lutz Buschkow im Rahmen des WM-Debüts. „Aber es ist nicht so, dass die von der FINA ins Freibad gegangen sind und sich den Arschbombenweltmeister geholt haben. Das sind schon die Besten, die hier mitmachen, das ist Qualität.“

Bader zählt als mehrmalige Europameisterin zu den Top-Leuten, die Konkurrenz hat sich im Vergleich zu den nur sechs Teilnehmerinnen 2013 vergrößert. Zehn Starterinnen sind für den Wettkampf am Dienstag gemeldet, wenn auch die 31-Jährige wieder vorne dabei sein möchte. „Ich habe das Gefühl, dass den Leuten drum herum das viel wichtiger ist, diese Medaillen und Punkte...“, sagte Bader. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich will nicht gewinnen. Aber es schafft mir nicht den Anreiz, ich will jetzt Gold holen.“

Die Höhe liebte Bader schon als kleines Kind. Für ihren ersten Sprung aus 20 Metern ließ sich die vielseitig begabte Sportlerin aber viel Zeit. Keine Sorge hat ihre Mutter, die frühere Turn-Olympiateilnehmerin Angelika Kern-Bader, bei den atemberaubenden Auftritten ihrer Tochter. „Es war eine Entwicklung von kleinauf. Ich weiß, dass sie das kann“, erklärte die Mutter, die mit nach Russland gereist ist.

Anna Bader kann aber weit mehr als diesen Extremsport. Als Artistin wirkte sie etwa in Macau beim ehemaligen Cirque du Soleil-Regisseur Franco Dragone in einer millionenschweren Aquatic Show mit, war schon an einer Zirkusschule oder trainiert in einem Freizeitpark in Frankreich. Jetzt versuchte sie, „sesshaft zu werden“.

Bader begann ein Referendariat mit den Fächern Englisch und Erdkunde, legte aber dort eine Pause ein. „Jetzt weiß ich, wie man so einen Antrag stellt“, sagte die Springerin lachend. „Aber das ging auch nur durch den Erfolg in Barcelona. Ich habe damals auch ein Glückwunschschreiben von Angela Merkel und vom Kultusminister bekommen und alles in die Waagschale geworfen.“ Und vielleicht gibt es ja auch nach Kasan wieder ein Schreiben der Bundeskanzlerin.