Biedermanns Tag: Nach Kurzinterview Favoritenbürde weg

Kasan (dpa) - Bei einem unterhaltsamen Interview-Auftritt war Paul Biedermann schon rekordverdächtig schnell unterwegs, im Becken reicht das Tempo noch nicht für eine WM-Medaille.

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Als Halbfinal-Sechster qualifizierte sich der 28-Jährige in 1:46,20 Minuten über 200 Meter Freistil für das programmierte Endlauf-Spektakel am Dienstag. „Ich bin jetzt nicht ganz zufrieden mit der Zeit, aber ich habe ja noch eine Möglichkeit“, erklärte der Weltrekordler und verließ die Arena in Kasan mit einem Lächeln. „Ich würde nicht sagen, dass ich schon 100 Prozent gegangen bin.“

Seine Weltjahresbestzeit verlor Biedermann am Montagabend bei den Schwimm-Weltmeisterschaften an den fünfmaligen Olympiasieger Ryan Lochte, der sich bei seinen 1:45,36 Minuten im Gegensatz zum schwerfälligen Vorlauf stark präsentierte. „Ich habe mich zehnmal besser gefühlt als heute Morgen“, erklärte der US-Star, der sich in die Favoritenrolle schwamm. Naja, musste Biedermann ein bisschen schmunzeln, das mit den Favoriten „scheint sich immer durchzutauschen“.

Nach dem Vorlauf hatte Biedermann selbst schmunzelnde Gesichter hinterlassen. Mit einem Medienauftritt à la Klaus Augenthaler nahm er ohne große Schwafelei die nächsten Aufgaben ins Visier. „Ich stelle die Fragen. Wie war das Rennen? Das Rennen war okay, wir waren in den ersten von den drei Vorläufen, wir mussten ein bisschen schneller schwimmen. Ich denke, da gab's jetzt gar nichts dran vorbei zu schütteln“, erklärte er. „Ich wusste, dass der Brite sehr stark ist, er hat gestern tolle 400 Kraul hingelegt, jetzt wird es umso spannender im Semifinale, und da freue ich mich jetzt drauf.“

Nach dem problemlosen Halbfinal-Einzug als Drittbester hinter 400-Meter-Weltmeister Sun Yang (China/1:46,00 Minuten) und dem Briten James Guy (1:46,10) legte Biedermann auch Frage zwei gleich selbst nach. „Wie hat sich das Wasser angefühlt? Immer noch nass, aber schon etwas besser. Ich brauche immer einen Wettkampf, um reinzukommen, und das waren diese 100 Kraul gestern, und jetzt hoffe ich auf ein gutes Semifinale“, sagte der Weltrekordler nach seinen wie später im Halbfinale 1:46,20 Minuten. Nach der Antwort auf eine Journalistenfrage war Biedermann dann nach insgesamt 47 Sekunden wieder verschwunden.

Zum Vergleich: Augenthaler hatte bei einer legendären Pressekonferenz als Trainer des VfL Wolfsburg im Mai 2007 42 Sekunden gebraucht. Vier Fragen stellte er sich selbst und schob sogleich die kurzen Antworten hinterher. Ihm selbst war damals aber nicht zum Lachen zumute. Wenige Tage später trennten sich Club und Coach voneinander.

Dagegen will Biedermann die Bühne seiner voraussichtlich letzten Weltmeisterschaft mit dem „bestmöglichen Rennen“ zufrieden verlassen. Die Favoritenbürde ist er los. „Wir hoffen mal auf eine Medaille“, sagte Trainer Frank Embacher. Eher als um Gold geht es für Biedermann aber um Bronze. „Aber im Finale werden die Karten neu gemischt“, erklärte sein Coach.