ALBA feiert siebten Pokal-Triumph - 85:67 gegen Ulm
Berlin (dpa) - Der 34 Jahre alte Sven Schultze hüpfte wie ein Teenager mit dem Silberpott vor den Fans auf und ab, Yassin Idbihi trug seine beiden Söhne überglücklich durch den blau-orangenen Konfettiregen.
Mit einer grandiosen Leistung im Schlussviertel hat ALBA Berlin zum siebten Mal den BBL-Pokal gewonnen und die schier endlose Zeit ohne Titel nach vier Jahren beendet. Die Hauptstädter sorgten mit dem am Ende deutlichen 85:67 (38:39)-Erfolg über ratiopharm Ulm in der O2-World für unbändigen Jubel der enthusiastischen Heimanhänger.
„Ich freue mich so unglaublich, endlich ein Titel nach so langer Zeit“, meinte Idbihi, der sich das erste Siegerbier gönnte, nachdem er die Kinder an seine Frau überreicht hatte. Bei aller Freude hielt Geschäftsführer Marco Baldi das weiße Pokalsieger-Shirt nur in der Hand. „Wichtig ist natürlich die Meisterschaft. Es war wie ein Fluch - jetzt können wir es ja sagen - dass wir nie einen Titel in dieser Halle gewonnen haben. Jetzt haben wir den Bann gebrochen.“
Vor 13 854 Zuschauern waren Zach Morley mit 24 und Deon Thompson mit 20 Punkten die überragenden Akteure für Berlin, das sich den ersten Cup seit 2009 sicherte. Für Ulm reichte auch die starke Leistung von John Bryant mit 21 Zählern nicht zum zweiten Pokalerfolg. „Ich bin stolz auf die Art und Weise, wie wir hier aufgetreten sind. Da spielt das Ergebnis im Finale nur eine Nebenrolle“, meinte Ulms Coach Thorsten Leibenath und gratulierte der „stärksten Mannschaft“ des Wochenendes.
Trotz der Unterstützung von Vereins-Präsident Uli Hoeneß auf der Tribüne hatte der FC Bayern schon bei der klaren Halbfinalniederlage gegen Berlin seinen Traum vom ersten Titel seit 1968 beenden müssen. Das bedeutungslose Spiel um Platz drei gewannen die Münchner mit 88:76 (43:43) gegen die Artland Dragons.
Im Finale verzichtete ALBA-Coach Sasa Obradovic überraschend auf Nihad Djedovic und nominierte den besseren Verteidiger Derrick Byars als sechsten Ausländer. Unter dem Korb bekamen die Hauptstädter allerdings den Center-Koloss Bryant zunächst nicht in den Griff, der Zonenwühler legte im ersten Abschnitt 15 Punkte auf. Vor allem Morley hielt Berlin im Spiel, so dass sich bis zum zweiten Viertel kein Team mehr als drei Punkte Vorsprung herausarbeiten konnte.
Auch nachdem Ulm die Initiative übernahm und mit 32:26 davonzog, blieb ALBA dank seiner Reboundüberlegenheit dran. Nationalspieler Heiko Schaffartzik sorgte durch seinen Dreier mit der Schlusssirene für das 62:59 vor den letzten zehn Minuten. Diesen Schwung nutzten die Hauptstädter und zogen langsam, aber sicher davon - auch weil Bryant durch das hohe Tempo ausgelaugt wirkte. Spätestens nach den Freiwürfen von Morley zum 81:67 78 Sekunden vor Schluss stimmten die blau-gelb gekleideten Anhänger ihre Jubelgesänge an. Den Ulmern bleibt die Hoffnung auf das kommende Jahr, wenn sie als Gastgeber des Top Four am 29./30. März 2014 automatisch qualifiziert sind.
Beim gemeinsamen Sonntags-Frühstück mit Geschäftsführer Marko Pesic in Berlin arbeitete Hoeneß zuvor das Aus gegen Berlin noch einmal auf. Tief in seinen blauen Sitz vor einer VIP-Lounge gekauert hatte der Club-Boss am Vorabend mit zusammengekniffenen Lippen den schwachen Auftritt seiner Bayern verfolgt. „Er war natürlich enttäuscht“, berichtete Sportdirektor Marko Pesic.
Nach der Ernüchterung am Vortag tobte sein Vater und Bayern-Coach Svetislav Pesic selbst im bedeutungslosen Spiel um Platz drei an der Seitenlinie herum und zermarterte dabei seinen Kaugummi. „Wir haben das Spiel sehr gerne gespielt, weil wir ein Spiel nach gestern brauchten, ich wollte sehen wie die Mannschaft reagiert“, meinte der Serbe und zeigte sich höchst interessiert an der Wahl des nächsten Finalorts Ulm. „Wann wird einmal in München gespielt?“, fragte der Trainerfuchs. „Wenn du gewinnen willst, spiel zu Hause. Aber das müssen wir uns verdienen.“