ALBA macht die Liga froh - Bayern fehlt die Energie
Berlin (dpa) - Der FC Bayern München soll nach dem Willen der Verantwortlichen wie im Fußball auch in der Basketball-Bundesliga das Maß aller Dinge sein. Dementsprechend glücklich dürfte der Rest der Liga über die erste Niederlage der vermeintlichen Übermannschaft gewesen sein.
Mit 74:94 fiel die Premieren-Pleite bei ALBA Berlin zudem recht deutlich aus. „Es war schön, so viele Tage zur Vorbereitung auf das Spiel zu haben. Bayern hatte nur einen Tag Pause und hatte nicht dieselbe Energie wie wir“, erkannte Berlins Trainer Sasa Obradovic: „Wir kennen diesen harten Rhythmus aus der vergangenen Saison.“
Die Bayern befinden sich durch den kräftezehrenden Spiel-Rhythmus in der Euroleague in einer ähnlichen Situation wie ALBA in der vergangenen Saison. Durch die Doppelbelastung Bundesliga und höchste europäische Liga müssen die teilnehmenden Teams häufig alle drei Tage antreten.
Dem aggressiven Spiel der Berliner hatten die Münchner deshalb wenig entgegenzusetzen. „Wir haben die Basis des Spiels vernachlässigt: Rebounds und Defense. So lief das Spiel, wie ALBA das wollte und wir haben nur reagiert“, ärgerte sich Bayern-Coach Svetislav Pesic, dessen Teams eigentlich für ihren aggressiven Stil berüchtigt sind. Immerhin schob er noch ein Lob für den Gegner nach: „Ein exzellentes Spiel von ALBA.“ Trotz der Gala von ALBA gegen den bayerischen Ligaprimus sieht Manager Marco Baldi seine Berliner noch „himmelweit davon entfernt“, ein Meisterschaftsanwärter zu sein.
Vor der Partie hatte Baldi noch gemutmaßt, dass ALBA noch „nicht reif“ für die Bayern sei. Zumindest am Sonntag konnten die Berliner ihre mangelnde Reife durch den unbedingten Willen beim Rebound und in der Defensive kaschieren. Hinzu kam die beeindruckende Atmosphäre in der mit 14 500 Zuschauern erstmals seit der Saison 2011/2012 ausverkauften Arena am Ostbahnhof. Damals wie am Sonntag hieß der Gegner Bayern München.
„Ich habe schon viele NBA-Spiele gesehen, auch Euroleague und Europameisterschaften, aber so eine Atmosphäre habe ich selten erlebt“, schwärmte Baldi. Das liege an der jungen Mannschaft, die mit ihrem absoluten Einsatzwillen schnell die Sympathie der zum Anfang der Saison noch skeptischen Anhänger erobert habe. „Herz kann man nicht kaufen“, sagte der Manager mit einem Seitenhieb auf den Ligakrösus aus München.
Der hatte vor der Saison vier Spieler der Berliner verpflichtet. Dass die Fans auf den Rängen das nicht nett fanden, demonstrierten sie mit gellenden Pfiffen gegen ihre ehemaligen Lieblinge. Besonders wenn der gebürtige Berliner Heiko Schaffartzik am Ball war, schwoll der Lärmpegel bedrohlich an. „Für mich persönlich ist das Motivation“, sagte der Nationalspieler vor der Kamera des RBB.