ALBA-Titeljäger wollen „Beginn einer neuen Ära“

Berlin (dpa) - Nach dem umjubelten ersten Titel seit 2009 will ALBA Berlin die Vormachtstellung im deutschen Basketball endgültig zurück. Auf dem Weg zum ersehnten Meistertitel soll auch das heftige Mammutprogramm keine Entschuldigung sein.

Vor der Sieger-Kabine stapelten sich leere Wasserkästen statt Bierfässer. Auch wenn ALBAs Basketballer noch weit bis nach Mitternacht in der Berliner Bar „Rocco & Sanny“ anstießen, standen die Hinterlassenschaften in der Arena am Ostbahnhof sinnbildlich für die ernsten Töne nach dem Pokal-Coup. Zu tief hatte die Kränkung über drei titellose Jahre beim einstigen Branchenprimus gesessen - so dass die Hauptstädter schon während der Feier wieder den Angriff auf die Top-Position vorbereiteten. „Ich hoffe, dass das der Beginn einer neuen Ära ist und dass dieses Finale erst der Anfang ist“, betonte Coach Sasa Obradovic nach dem 85:67-Endspielsieg über ratiopharm Ulm.

Erleichtert waren Heiko Schaffartzik & Co. am Sonntag mit dem versilberten Messingpokal im blau-orangenen Konfettischauer über das Parkett gewirbelt. Erstmals seit dem Cup-Erfolg 2009 wird wieder ein neues Banner unter die Decke der O2-World gezogen - die Aufschrift für den Pokalgewinn soll dabei nicht alleine stehen. „Der Titel wird uns Rückenwind geben, das Ziel ist die Meisterschaft“, verdeutlichte Sportdirektor Mithat Demirel. „Wir wollen, dass ALBA auch am Ende oben steht, wenn wir so spielen wie heute können wir jeden schlagen“, erklärte National-Center Yassin Idbihi mit neuem Selbstvertrauen.

Nachdem die Berliner ausgelaugt vom kräftezehrenden Mammutprogramm in der Euroleague auf den fünften Bundesliga-Platz abgerutscht waren, soll nun wenigstens noch Rang vier und damit das Heimrecht in der ersten Playoffrunde erkämpft werden. Nach bislang 50 Pflichtspielen in weniger als 25 Wochen bleiben aber die große Fragen, ob dem achtmaligen Meister im Showdown die Energie reicht und die Attacke auf den Serienchampion Brose Baskets gelingt. „Es kann sein, dass wir so kaputt sind und hinten raus keine Luft mehr haben“, spekulierte Aufbauspieler Heiko Schaffartzik. „Es kann aber auch sein, dass wir so routiniert sind und uns gar nichts mehr ausmacht.“

Auch wenn der FC Bayern diese Saison unter keiner Doppelbelastung ächzt, hatten die Berliner gegen den Branchen-Emporkömmling mit einer Lehrstunde im Halbfinale die wackelnde Rangordnung wiederhergestellt. „Sie kommen gewohnt breitschultrig daher, sind aber noch relative Neulinge im Basketball“, analysierte Geschäftsführer Marco Baldi im Moment des Pokalsieges und lobte das „fantastische Team“ mit einem „fantastischen Trainer“ Svetislav Pesic. „Ich glaube, dass die Bayern in den nächsten Jahren die Chance haben, eine Dominanz auszuüben.“

Bei allem sportlichen Respekt hat die beginnende Rivalität der beiden Großclubs das Potenzial zur Dauerfehde. Nachdem ALBA Berlins Aufsichtsratsvorsitzender Axel Schweitzer das Geschäftsmodells der Bayern-Basketballer mit dem Gebaren eines „russischen Oligarchen“ verglichen hatte, stichelte Bayern-Präsident Uli Hoeneß zurück. „Wenn wir mal eine Halle in München bauen, dann bauen wir eine schönere“, ätzte der Clubchef im „Tagesspiegel“ und der „Süddeutschen Zeitung“ über seinen Besuch in Berlin. „Allein die Logen sind eine Katastrophe, sehr lieblos, sehr geschmacklos, das ist nichts.“