Bundestrainer im Interview Basketball-Trainer Fleming: "Dirk würde uns sehr helfen"
Basketball-Bundestrainer Chris Fleming spricht vor der EM über seine Reise zu Nowitzki, das Ziel Rio und eine Quote in der Liga.
Quakenbrück. Vor über 20 Jahren kam Chris Fleming von Amerika nach Quakenbrück. Mit Bamberg holte er als Trainer sieben Titel, darunter vier Meisterschaften. Seit November ist der 45-Jährige Bundestrainer.
Herr Fleming, Sie waren in Amerika, wo Sie sich mit Dirk Nowitzki getroffen haben. Wie war es?
Chris Fleming: Gut. Ich war drei Tage in Dallas, habe das Umfeld bei den Mavericks kennengelernt und beim Training zugesehen. Außerdem habe ich mich mit Dirk zu einem längeren Gespräch getroffen. Wir waren bei ihm zu Hause und haben uns über den Sommer ausgetauscht. Er ist so, wie man immer hört: unkompliziert und sehr sympathisch.
Fleming: Ich weiß, worauf Sie hinauswollen, aber es gibt keinen neuen Stand. Dirk wird sich im Sommer entscheiden nach der NBA-Saison. Dabei bleibt’s.
Fleming: Ob er zusagt oder nicht, hängt von vielen Faktoren ab, nicht nur von der NBA-Saison. Dirk wird im Juni 37 Jahre alt, er muss auf seinen Körper hören. Außerdem ist er zum zweiten Mal Vater geworden. Wir würden uns sehr freuen, wenn er bei der EM dabei wäre, aber er hat im Moment extrem viel auf dem Teller.
Sie auch. Seitdem Sie Bundestrainer sind, sind Sie viel unterwegs. Hätten Sie gedacht, dass dieses Amt so anstrengend ist?
Fleming: Ich muss ja erst einmal mit allen BBL-Vereinen in Kontakt kommen, um die Leute für unsere Ziele zu motivieren. Wir wollen unser Konzept durchbringen. Die Resonanz ist bisher sehr gut. Unser langfristiges Ziel ist Rio 2016. Wir haben viele gute junge deutsche Spieler, die müssen wir nun zu einem guten Team aufbauen. Ihre jetzige Arbeit unterscheidet sich sehr vom Job eines Vereinstrainers.
Vermissen Sie es, täglich in der Halle zu stehen?
Fleming: Definitiv. Mir fehlt das Trainingspensum und die tägliche Arbeit mit den Spielern. Aber ich habe vorher gewusst, dass ich erst mal warten muss ehe es wieder in die Halle geht. Der Wechsel bedeutet mir sehr viel und ich habe mich bewusst dafür entschieden.
Auf einer ersten Amerika-Reise im Winter haben Sie Dennis Schröder getroffen.
Fleming: Als ich Bundestrainer wurde, haben sich die Atlanta Hawks sehr schnell bei mir gemeldet und mich eingeladen. Sie wollten die Zusammenarbeit verstärken. Die Hawks haben gesehen, was für einen großen Sprung Dennis dank der Nationalmannschaft im Sommer gemacht hat. Die vielen Spiele haben ihm geholfen, Praxis und Selbstvertrauen zu bekommen.
Also gibt es NBA-Klub, die sich freuen, wenn ihre Profis Nationalmannschaft spielen?
Fleming: Natürlich. Andererseits kann ich es aber auch verstehen, wenn ein Verein einen 37-Jährigen Topspieler hat und es nicht unbedingt möchte, dass dieser im Sommer auch noch eine Zusatzbelastung hat. Bei einem 21-jährigen hoch qualifizierten Aufbauspieler mit vergleichsweise wenig Spielerfahrung ist das etwas ganz anderes.
Aber den 37-jährigen Erfahrenen können Sie auch ganz gut im Team brauchen - zumal zuletzt viele Veteranen zurückgetreten sind.
Fleming: Es ist für keine Mannschaft schlecht einen Dirk Nowitzki zu haben, aber speziell für diese wäre ist es sicherlich ein großer Vorteil. Wir haben eine sehr junge Generation mit guten Spielern wie Schröder, Tibor Pleiß oder Daniel Theis, die wir versuchen, zu formen und auf ein hohes Niveau zu bringen. Da könnte uns Dirks Erfahrung und seine Professionalität sehr helfen, die Endrunde gut zu überstehen.
Das Ziel für die EM?
Fleming: Wir wollen unter die ersten Drei in der Gruppe kommen. Dem Vierten droht Frankreich und das würden wir gerne vermeiden. Schließlich ist unser großes Ziel die Qualifikation für Rio 2016. In Europa sind viele Teams der deutschen Mannschaft ein Stück voraus.
Wie kommen wir an diese Teams heran?
Fleming: Deutschland hat gerade die große Chance, das Niveau zu steigern. Wir haben eine sehr talentierte Generation, die in den nächsten sieben bis acht Jahren zusammen spielen kann. Deshalb wird es wichtig sein, sie als Mannschaft gut zu formen. Dann kann irgendwann sowas entstehen wie in Frankreich oder Spanien. Gelingt das, kann diese Mannschaft 2020 in Tokio bereit für den ganz großen Sprung sein. Denn die goldene Generation von Spanien und Frankreich wird dann nicht mehr dabei sein.
Sie haben kürzlich angedeutet, dass man auf Positonen wie etwa der des Pointguards auch mal Spieler speziell entwickeln muss.
Fleming: Gerade auf der Spielmacherposition wäre das wichtig, ja. Hier sind viele Mannschaften im Herrenbereich abhängig von ausländischen Spielern. Das fängt schon in den unteren Ligen an mit der Folge, dass die deutschen Talente zu wenig spielen.
Wie kann man das ändern?
Fleming: Ich wäre schon dafür eine stark reduzierte Ausländer-Regelung in der 2. Liga (Pro A und Pro B) zu haben. Die deutschen Spieler, besonders auf den Außenpositionen haben keine Entwickelungschancen wenn sie aus der Nachwuchs-Basketball-Bundesliga NBBL kommen. Deshalb tun wir uns schwer, gute Guards zu entwickeln. Ich könnte mir auch vorstellen, dass man irgendwann die Regel ausgibt, eine Regionalliga ohne Ausländer zu haben.