EM als Lernphase für deutsche Korbjäger
Ljubljana (dpa) - Bei seiner ersten Turnier- Mission als Trainer der deutschen Basketballer werden von Frank Menz noch keine Wunderdinge erwartet. Im Spätherbst der Ära Dirk Nowitzki, der sich bei der EM eine (endgültige?
) Pause gönnt, steht der frühere Nachwuchscoach für den Radikalumbruch.
Menz soll das junge Team vor allem zu einem couragierten Auftritt in Slowenien führen.
Das Erreichen der Zwischenrunde wäre „schön“, gab Verbandspräsident Ingo Weiss dem 49-Jährigen vor dem Abflug aus München mit auf den Weg nach Ljubljana. „Aber sollte es in die Hose gehen, dann ist es halt so. Dann werden wir das als Lernphase mitnehmen und weiter an dem Aufbau unseres neuen Teams arbeiten. Das ist das Entscheidende.“
Nach der Amtsübernahme von Svetislav Pesic, der im Herbst des vergangenen Jahres zum FC Bayern wechselte, setzt Menz den vom Serben initiierten Neuaufbau fort - allerdings anders als von ihm selbst erhofft. Neben dem erwartbaren Verzicht von Nowitzki und Chris Kaman entschieden sich die deutschen NBA-Rookies Dennis Schröder und Elias Harris für die Vorbereitung ihrer ersten Saison in der nordamerikanischen Profiliga und gegen die EM-Teilnahme. Auch NBA-Frischling Tim Ohlbrecht sagte ab.
„Wir hatten zehn, elf, zwölf Absagen, mehr ist auch nicht zu kompensieren, das ist jetzt schon nicht zu kompensieren“, sagte Menz vor dem Turnierstart gegen Mitfavorit Frankreich im Interview der Nachrichtenagentur dpa. „Das Wichtigste für uns ist, dass wir unser Potenzial voll ausschöpfen und als Team eine gute Entwicklung machen.“
Alleine acht Euro-Neulinge hat Menz, dessen Vertrag bis 2016 läuft, nominiert. Youngster wie Niels Giffey spielten unter ihm bereits bei den U20, die Junioren hatte der Coach 2011 erstmals bei der EM auf Platz fünf geführt und dieses Kunststück ein Jahr später wiederholt.
Aber auch die neuen Anführer Heiko Schaffartzik oder Robin Benzing kennen Menz von seiner früheren Arbeit bei der A2-Nationalmannschaft. „Verteidigung ist sein erstes Gebot, da ist er sehr ähnlich zu Coach Pesic“, analysiert Aufbauspieler Per Günther die Unterschiede zum Vorgänger. „In der Offensive ist ihm wichtig, dass wir nur gute Würfe nehmen, und nicht überhastet agieren, das Tempo gut kontrollieren.“
Der Fokus auf Disziplin, starke Verteidigung und hohe Intensität ist Menz auch an der Seitenlinie anzusehen. Lautstark treibt er sein Team an, wendet sich bei leichtfertigen Ballverlusten auf dem Feld immer wieder zu den Auswechselspielern und erläutert seine Analyse des Geschehens.
Dass junge Spieler wie der 22 Jahre alte Collegespieler Giffey in Slowenien noch derartige Fehler machen und „mental und physisch teilweise überfordert“ sein werden, ist Teil des Lernkonzepts. „Die Spieler, die in den kommenden Jahren eine tragende Rolle spielen werden, sollen so früh wie möglich Verantwortung übernehmen“, erklärt Menz. „Ich glaube, dass es mindestens drei, wahrscheinlich vier, fünf Jahre dauern wird, dass wir eine homogene Mannschaft mit zwölf Spielern auf europäischem Niveau haben.“
Aus diesem Grund sei der langfristige Plan mit dem Fernziel Olympia 2016 in Rio de Janeiro auch „keine Frage des Mutes, sondern der sinnvollen Konsequenz, wenn ich etwas aufbauen will“, erläutert DBB-Präsident Weiss und greift zu einem Wirtschaftsvergleich: „Wenn ich eine Firma aufbauen will, muss ich erstmal investieren. Wir investieren Vertrauen und Engagement - irgendwann hoffe ich dann, dass wir die Früchte ernten.“ Über eine überraschend kurzfristige Rendite würden sich aber auch Menz und seine Jungspunde nicht beklagen.