Mühsamer Neuaufbau: Korbjäger bei Supercup ohne Sieg
Neu-Ulm (dpa) - Auch das schlechteste Abschneiden beim Supercup seit zwölf Jahren hat die deutschen Basketballer kurz vor der Europameisterschaft nicht entmutigt.
Nach der dritten Niederlage im dritten Spiel verließ das junge Team von Bundestrainer Frank Menz das Parkett noch mit gesenkten Köpfen, deutete das 62:78 (30:41) gegen Griechenland nur wenig später aber bereits als wertvollen Reifeprozess. „Sorgen mache ich mir überhaupt nicht, manchmal gibt es so Tage“, meinte Guard Lucca Staiger in Neu-Ulm. „Ich denke, dass es eine gute Vorbereitung war, wir haben viel gelernt.“
Zehn Tage vor dem EM-Start gegen Mitfavorit Frankreich war aber auch der zweimalige Europameister mehrere Nummern zu groß für die Mannschaft, die in Slowenien neben Superstar Dirk Nowitzki auch auf zahlreiche weitere etablierte Kräfte auskommen muss. Der Bundestrainer versuchte dennoch Zuversicht zu verbreiten. „Wir sind nicht enttäuscht. Wir haben ein großartiges Spiel gemacht mit diesem Aufgebot gegen diese Griechen“, sagte Menz. „Wir brauchen keine Siege mit 30 gegen unterklassige Mannschaften, wir brauchen diese Spiele gegen starke Gegner.“
Wie schon bei den Niederlagen gegen Bosnien-Herzegowina (62:73) und Mazedonien (67:81), das sich am Abend mit 93:84 über Bosnien den Turniersieg sicherte, zeigten die DBB-Korbjäger zwar eine engagierte Vorstellung. Doch spätestens nach dem 21:23 Mitte des zweiten Viertels konnte der Gastgeber das Tempo der Hellenen nicht mehr mitgehen und musste besonders die Extraklasse von Aufbauspieler Vasilis Spanoulis (19 Punkte) anerkennen.
Einen derartigen Topstar kann Menz derzeit nicht aufbieten. „Die Mannschaft hat keinen Spieler, der sie trägt“, erläuterte der Coach die schwierige Personalsituation. „Es gibt keine Kamans, Nowitzkis, Hamanns, Jaglas, Ohlbrechts, Schwethelms und so weiter, haben wir nicht.“ Nach dem ersten erfolglosen Auftritt beim Supercup seit 2011 und zuletzt sieben Niederlagen aus acht Partien bleibt seinen Korbjägern noch die Generalprobe gegen Schweden am Freitag in Bamberg, um sich Selbstvertrauen für das Kontinentalturnier (4. bis 22. September) zu holen.
Das Dilemma des Umbruchs nach zahlreichen Absagen verdeutlicht sich auf dem Parkett: Mit zu vielen Ballverlusten (17) lud der Gastgeber ohne den angeschlagenen Per Günther wie bereits zuvor die Griechen immer wieder zu einfachen Punkten ein, so dass auch 18 Zähler von Center Tibor Pleiß zu wenig waren. „Was die Turnover reduziert, ist Erfahrung und Klasse“, analysierte Menz. „Wir sind noch jung und werden wahrscheinlich noch viele Fehler machen.“
Immer wieder wies der frühere U20-Trainer gebetsmühlenartig auf die Unterschiede zu den Teams hin, die mit NBA-Profis wie Bosniens Mirza Teletovic oder Euroleague-Stars wie dem Mazedonier Bo McCalebb zum Supercup gereist waren. „Jede Mannschaft hat hier Stars, die sich selbst Würfe nehmen können. Wir können uns keine Situation im Eins-gegen-Eins erarbeiten“, betonte Menz.
Verwirrung gab es am Sonntag über die Zukunft des Tübingers Johannes Lischka im vorläufigen Aufgebot. Entgegen vorheriger Verbandsdarstellung sei der 26-Jährige nicht endgültig gestrichen, betonte Menz. Er wollte sich nicht festlegen, ob er mit 13 oder 14 Spielern in das letzte Testspiel gehe. Lischka selbst äußerte sich nach seiner Nicht-Berücksichtigung für den Supercup-Abschluss jedoch bereits „enttäuscht“ über sein EM-Fehlen.
Vor dem Supercup-Abschluss wurden die Europameister von 1993 um den früheren Bundestrainer Svetislav Pesic auf dem Parkett geehrt - in Zeiten des Umbruchs dürfte es noch einige Jahre dauern, bis die aktuelle Generation in derartige Sphären vorstoßen kann.