EM als Reifeprozess für Basketball-Coach Menz
Ljubljana (dpa) - Der Basketball-Bundestrainer als fürsorgliche Mutter - für die beschützende Rolle von Frank Menz nach dem bitteren EM-Aus wählte Per Günther einen treffenden Vergleich.
Er sei 25 Jahre alt, habe gute Saisons in der Bundesliga und im Eurocup gezeigt, listete der Aufbauspieler vor dem frühen Abflug in die Heimat auf. Es sei deshalb nicht einfach, wenn man zu viele Entschuldigungen durch den Coach geliefert bekomme: „Es ist manchmal so, wie wenn man 19, 20 ist und man will von zu Hause ausziehen und die Mutter sagt einem noch, was man anziehen muss.“
Auch nach dem halbwegs versöhnlichen Euro-Ende mit dem Sieg über Israel begründete Menz das ernüchternde Vorrundenscheitern gebetsmühlenartig mit dem jungen Alter und der mangelnden Erfahrung im Team. Der Coach sei angetreten, „um junge Spieler an das internationale Niveau heranzuführen, das macht er sehr gut“, formulierte Verbandspräsident Ingo Weiss als Zeugnis. Noch vor der internen kritischen Aufarbeitung sprach er Menz in einem schriftlichen Statement „unser Vertrauen“ aus.
Der 49-Jährige sei ein anderer Typ als Dirk Bauermann oder Svetislav Pesic, lautet die Charakterisierung durch den DBB-Chef. Vor allem in der öffentlichen Wahrnehmung umgibt den ehemaligen U-20-Coach auch nach seinem ersten großen Turnier auf Profi-Level naturgemäß noch nicht eine derartige Aura wie seine beiden Vorgänger. Das mediale Interesse an seiner Arbeit sei der große Unterschied zu seiner früheren Tätigkeit im Nachwuchsbereich, lautete das persönliche Turnier-Fazit von Menz, der auf kritische Töne zuweilen angefasst reagiert.
In Auszeiten setzt er seinerseits selbst während Krisensituationen auf einen nüchtern-sachlichen Führungsstil. „Eine junge Mannschaft braucht auch mal einen Tritt in den Hintern“, analysierte der frühere Nationalspieler und ARD-Experte Pascal Roller eine Ansprache von Menz. Es müsse auch mal „ein bisschen lauter“ werden.
„Wenn einer nervös ist und den Ball wegschmeißt, wird er nicht sicherer, wenn ich ihn anschreie“, verteidigte der Coach seinen verständnisvolleren Ansatz, der ihm in Ljubljana auch eine Autoritätsdebatte bescherte. Nachdem Kapitän Heiko Schaffartzik in der Schlussphase bei der Niederlage gegen die Ukraine einen anderen Spielzug als zuvor Menz angesagt hatte, beeilte sich der Trainer, seine absolute Führungsrolle zu betonen.
Als „Zuckerbrot und Peitsche“ und „guten Mittelweg zwischen Player's Coach und durchgreifen“, beschrieb Flügelspieler Philipp Zwiener den Umgang von Menz mit der Mannschaft. Aber auch der Coach hat bei seinem ersten Auftritt auf der großen Bühne aus Sicht seiner Spieler einen Reifeprozess durchgemacht. „Er war natürlich auch nervös, wie alle anderen, die das erste Mal bei einer EM sind“, meinte Topscorer Robin Benzing ungewohnt offen: „Ich denke mal, er muss genauso lernen wie wir lernen. Für ihn war es auch eine Erfahrung.“
Er werde „viele Sachen“ mitnehmen, „die ich ändern und verbessern kann“, sagte Menz kurz vor seinem Abschied aus Slowenien und freute sich auf eine Auszeit nach monatelanger Arbeit. Er könne es „kaum erwarten, nach Hause zu kommen“, sagte er und fügte nach kurzer Denkpause hinzu: „Also zu meiner Familie, ich wäre auch noch gerne hiergeblieben.“