Emotionaler Bundesliga-Abschied in Gießen

Gießen (dpa) - Am 24- April war der Zeitticker auf einmal nicht mehr da. Dort, wo auf der Homepage der LTi Gießen 46ers jahrelang voller Stolz die ununterbrochene Zugehörigkeit zur Basketball-Bundesliga verkündet wurde, herrscht nun Leere.

Mit dem 59:90 gegen die EWE Baskets Oldenburg ging vorerst ein Stück Basketball-Geschichte zu Ende. Nach 46 Jahren, sechs Monaten und 22 Tagen steigt der letzte verbliebene Liga-Dino in die Pro A ab. „Das ist schon ein Einschnitt, da ist eine Ära zu Ende gegangen“, sagte Gießens Geschäftsführer Heiko Schelberg am Tag nach dem vorläufig letzten Erstliga-Spiel der Mittelhessen.

Obwohl der Abstieg der 46ers bereits seit langem feststand, erlebte die traditionsreiche Sporthalle Ost noch einmal einen ganz besonders emotionalen Abend. „Niemals geht man so ganz“, hatten die Fans auf ein riesiges Transparent geschrieben. Voller Inbrunst schrien die 2700 Zuschauer die letzten Sekunden der Partie herunter. Als alles vorbei war, hallte die Sporthymne schlechthin, „You'll never walk alone“, durch die Halle - und bei nicht wenigen Anhängern und auch Spielern floss die eine oder andere Träne.

„Die 46ers werden der Liga fehlen, ich denke, das ist an diesem Abend noch einmal deutlich geworden“, sagte Schelberg. Doch angesichts der finanziellen Turbulenzen, die die Hessen im Laufe der Spielzeit zu überstehen hatten, wird auch mancher froh sein, dass die schwierige Saison endlich vorbei ist. Nur dank eines großen Kraftaktes konnte der Club die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens abwenden, aber nach den Abgängen zahlreicher Leistungsträger war das Team von Trainer Mathias Fischer nicht mehr konkurrenzfähig.

„Es war ein Abend voller Wehmut, aber auch einer mit viel Zuversicht für die Zukunft“, sagte Schelberg. In den kommenden zwei bis drei Wochen sollen die ersten Weichen für die Zukunft im Unterhaus gestellt werden. So ist noch nicht klar, ob Fischer weiter als Trainer zur Verfügung steht. „Trotz der Niederlagen hat es immer Spaß gemacht, hier zu coachen. Aber es tut sehr weh, wenn man sieht, wie viele Tränen hier heute vergossen wurden“, sagte Fischer, im Sommer für die U 20 des Deutschen Basketball Bundes tätig.

Mittelfristig wollen die Gießener zurück in die Erste Liga, erst einmal stehen jedoch „Konsolidierung und Sanierung“ im Vordergrund, erklärte Schelberg. Insgesamt sieht der Geschäftsführer den Verein wieder auf einem guten Weg. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass die Gießener in naher Zukunft wieder einen neuen Countdown auf ihrer Homepage starten können.