FCB siegt für Hoeneß - „Weiß, dass er mitgefiebert hat“
München (dpa) - Selbst am Abend des großen Sieges über Real Madrid waren die Gedanken der Bayern-Basketballer bei ihrem langjährigen Patriarchen.
„Unser Präsident war heute nicht hier, aber er war trotzdem bei uns“, sagte Bayern Münchens Coach Svetislav Pesic nach dem Überraschungserfolg gegen das spanische Starensemble in der Euroleague-Zwischenrunde - wenige Stunden vor Hoeneß' Rücktritt von allen Ämtern. „Ich weiß, dass er mitgefiebert hat. Wenn er nicht wäre, hätte dieses Spektakel heute Abend wohl keiner erlebt“, kommentierte Pesic nach dem 85:83 gegen den haushohen Favoriten.
Das Schicksal ihres Präsidenten konnten auch die Basketballer nicht ausblenden. Zusätzliche Motivation sei es nicht unbedingt gewesen - trotz allem wisse das Team, wem es den Erfolg auch zu verdanken habe, sagte Pesic. Ohne Stammgast Hoeneß auf der Tribüne, aber vor den Augen der Fußballer von Bayer Leverkusen um Trainer Sami Hyypiä hatte seine Mannschaft am Donnerstagabend gezeigt, dass sie nun auch mit den ganz Großen mithalten kann.
„Spiel war gut“, befand Pesic in seiner nüchternen Art unmittelbar nach der Schlusssirene fast beiläufig, während er einen Ball mit dem Fuß jonglierte. Einige Minuten später hatte sich dann aber auch beim kauzigen Serben etwas Euphorie breitgemacht. „Nur zu kämpfen reicht gegen Real nicht, aber wir waren auch in der Statistik überall besser“, schwärmte er.
Die Madrilenen hatten zuvor erst ein Spiel in der Euroleague verloren, in der spanischen Liga ist das Team gar noch ungeschlagen. „Wir haben verdient gewonnen. Das hat glaube ich jeder gesehen - aber im Prinzip interessieren mich heute auch alle anderen Meinungen nicht“, ergänzte Pesic schmunzelnd.
„Dass wir eine sehr gute Einstellung und Konzentration abliefern, habe ich schon gewusst, denn du spielst nicht jeden Tag gegen Real Madrid, die beste Mannschaft Europas“, erzählte der serbische Trainer, der auch schon Reals stärksten Liga-Konkurrent FC Barcelona coachte. Mit dem spanischen Topclub gewann er 2003 gar das Triple.
Soweit wird es dieses Jahr nicht kommen, doch das Pesic-Team hat mit dem Sensationserfolg bereits als Euroleague-Debütant Geschichte geschrieben: Fünf Top-16-Siege sind deutscher Rekord. Weiterhin haben die Bayern Chancen auf das Viertelfinale. „Wir haben jetzt jedem in Europa eine Message gegeben: Die Top 16 sollte zeigen, dass hier eine neue Basketball-Stadt wächst“, sagte der Trainer. Solche Spiele seien „sehr wichtig für uns und das ganze Basketballprojekt hier“.
Gegen Madrid gewinnen die Münchner inzwischen nun nicht nur auf dem grünen Rasen, sondern auch auf dem Basketball-Parkett. Und wie die Fußballer sind die „Roten Riesen“ des FC Bayern auch in der heimischen Liga Spitzenreiter. Im Herbst hatte der damalige Präsident Hoeneß noch den Wunsch nach einem meisterlichen Balkon-Besuch der besonderen Art gehegt: „Mein Traum ist, dass wir auf dem Marienplatz mit zwei Mannschaften stehen“, sagte er damals. Dieser Traum könnte wahr werden - allerdings ohne Hoeneß.