Zauber des Zen-Meisters über NY: Knicks wollen Jackson
New York (dpa) - Es könnte bald wieder magisch werden in der NBA. Der „Zen Master“ ist auf dem Weg zurück auf die große Basketball-Bühne - Phil Jackson steht vor seinem Comeback.
Die kriselnden New York Knicks haben dem einstigen Meistertrainer der Chicago Bulls und Los Angeles Lakers ein Millionen-Angebot gemacht. Der 68-Jährige soll als Team-Präsident jenem Verein, bei dem seit Jahren Anspruch und Wirklichkeit so weit auseinanderklaffen wie bei keinem anderen Club, zu früherer Größe verhelfen.
Beide Seiten dementieren zwar derzeit noch, doch New Yorks Superstar Carmelo Anthony plauderte schon aus, dass Jackson an Bord komme. Die sich anbahnende Zusammenarbeit ist ohnehin eines der am schlechtesten gehüteten Geheimnisse. Denn wenn der mit elf Titeln erfolgreichste Trainer der NBA-Geschichte und der laut Wirtschaftsmagazin „Forbes“ wertvollste Club der Liga (1,4 Milliarden Dollar) miteinander flirten, ist es nahezu unmöglich, diese Turteleien zu verheimlichen.
Und deshalb fangen sie im Big Apple bereits an zu träumen. Der Zauber jenes Mannes, den sie aufgrund seines Faibles für asiatische Philosophie „Zen Master“ nennen, liegt über der Stadt. Die Tageszeitung „USA Today“ sieht Jackson bereits als „Knicks-Retter“. Doch warum tut sich der siebenmalige Großvater einen derartigen Knochenjob in seinem Alter noch an? Die Knicks sind seit Jahren ein Fass ohne Boden. Und der 2,03 Meter-Mann aus Montana muss niemandem mehr etwas beweisen.
2011 gab er seinen Trainerposten bei den Lakers nach dem Playoff-Aus gegen Dirk Nowitzkis Dallas Mavericks auf. Auch, weil ihm Prostatakrebs zu schaffen machte. Seitdem pendelte Jackson zwischen seiner Ranch in Montana und seinem Anwesen im kalifornischen Playa del Rey vor den Toren von Los Angeles.
Doch der Ruhestand scheint ihn nicht zufriedenzustellen. Obwohl er seine größten Erfolge bei den Bulls und Lakers hatte, begann seine NBA-Karriere bei den Knicks. Sie holten den Forward 1967 in die Liga. Als New York 1970 und 1973 seine einzigen beiden Meistertitel feiern konnte, gehörte auch Jackson zum Kader.
Dass James Dolan ihn nun holen will, obwohl Jackson keinerlei Erfahrung mit einem solchen Job hat und seit drei Jahren aus dem Alltagsgeschäft raus ist, zeigt, wie verzweifelt der Knicks-Besitzer ist. In den vergangenen zehn Jahren standen seine Knicks nur viermal in den Playoffs, kamen nur einmal in die zweite K.o.-Runde. Die Hauptschuld dafür wird dem egozentrischen Dolan angelastet.
All das weiß Jackson. Deshalb will er keine Versprechungen oder Abmachungen per Handschlag von Dolan, sondern seine künftige Rolle klar definiert und niedergeschrieben wissen. Denn Jackson ist sich im Klaren, dass er einen riesigen Scherbenhaufen zusammenkehren muss. Die Knicks haben für viel Geld Spieler wie Amar'e Stoudemire oder Tyson Chandler geholt, die woanders Erfolge hatten, in New York aber nicht mehr an alte Leistungen anknüpfen konnten. Eigene Talente hat der Verein lange nicht mehr hervorgebracht. Die Playoffs sind wieder einmal in Gefahr.
„Was Jackson einer Organisation und der Spielweise eines Vereins bringt, muss nicht extra groß erwähnt werden“, betonte Anthony. „Ich bin sicher, er wird sein Bestes geben, um eine Meistermannschaft zusammenzustellen. Er weiß, wie man das macht“, meinte der 29-Jährige weiter. Deshalb hat sich auch Kobe Bryant in das Ringen um Jackson eingeschaltet, will den von ihm verehrten Coach zurück nach LA holen. Doch die Tendenz geht in Richtung New York.