FIBA will Nationalteams stärken - Kalenderreform 2017
Berlin (dpa) - Ab 2017 wird im internationalen Basketball nichts mehr so sein, wie es einmal war. Wie im Fußball und im Handball werden die Nationalmannschaften in Zukunft nicht nur im Sommer, sondern auch während der Spielzeiten ihre Qualifikationsspiele bestreiten.
Zumindest während der Saison müssen die Nationalmannschaften dann im Gegensatz zur laufenden EM auf ihre NBA-Stars wie Dennis Schröder verzichten. Die Kalenderreform greift erstmals auf der „Road to China“, wo 2019 die nächste Weltmeisterschaft stattfindet. Bis dahin sind aber noch viele Fragen zu klären. Die Deutsche Presse-Agentur beantwortet die wichtigsten Fragen zu dem brisanten Thema.
Warum ändert der Basketball-Weltverband FIBA das bestehende System?
Der FIBA und seinen Mitgliedsverbänden ist es ein Dorn im Auge, dass die Nationalmannschaften nur im Sommer zu sehen sind. „Das macht es uns beim Fernsehen und bei Sponsoren schwer“, sagt der Niederländer Frank Leenders, beim Weltverband für Medien und Marketing zuständig, am Montag am Rande der EM-Vorrunde in Berlin. Durch die Qualifikation für WM und EM während der Spielzeiten, sollen die Nationalteams mehr in das Bewusstsein der Fans gelangen.
Was ändert sich konkret?
Bislang fanden alle Qualifikationsbegegnungen im Sommer nach dem Ende des Ligabetriebs statt. Ab 2017 gibt es stattdessen sechs Zeitfenster von je zehn Tagen, in denen die Nationalteams je zwei Pflichtspiele bestreiten. Analog zum Fußball ruht in dieser Zeit der Ligabetrieb auf der ganzen Welt, mit Ausnahme der USA, wo die NBA weiterspielt. Die Zeitfenster sind für November, Februar, Juni, September, November und Februar geplant.
Was bedeutet das für die Ligen?
Die Ligen wie die Bundesliga in Deutschland müssen ihre Spielpläne gewaltig umstellen, obwohl diese schon jetzt eng gestrickt sind. Im Februar und November läuft überall die normale Spielzeit, im Juni finden meist noch Playoffs statt. Das Zeitfenster im September fällt komplett in die Saisonvorbereitung der Vereine.
Wie reagieren die Clubs?
Die Begeisterung über die Pläne der FIBA hält sich in Grenzen, zumal die Ligen und ihre Vereine anfangs nicht in die Überlegungen eingebunden, sondern praktisch vor vollendete Tatsachen gesetzt wurden. Inzwischen hat sich aber zumindest in Deutschland die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Veränderungen nicht mehr rückgängig zu machen sind. Die Bundesliga wird ihren Spielplan also umstellen, bis dahin aber versuchen, zumindest eine ansprechende finanzielle Kompensationen auszuhandeln.
Machen wirklich alle Ligen mit?
Nein, die NBA hat sofort deutlich gemacht, dass sie die Pläne des Weltverbandes nicht umsetzen wird. Stattdessen läuft die Saison in der besten Liga der Welt ganz normal weiter. Das bedeutet, dass die größten Stars wie zum Beispiel Schröder ihren Nationalteams in der Qualifikation nicht zur Verfügung stehen werden. Dirk Nowitzki betrifft das wohl nicht mehr, weil der 37-Jährige bis 2017 seine Karriere im Nationaltrikot beendet haben dürfte. Die europäische Königsklasse Euroleague sträubt sich noch, wird am Ende aber bei einem entsprechenden finanziellen Ausgleich notgedrungen einlenken.
Geht durch das Fehlen der NBA-Stars nicht der Glanz verloren?
Nein - behauptet zumindest die FIBA. „Es gibt auch in Spanien, Italien oder Deutschland genügend tolle Spieler“, sagte DBB-Präsident Ingo Weiss, zugleich Schatzmeister im Weltverband. Doch natürlich kommen die Fans wie jetzt bei der EM in die Hallen, um Nowitzki, Schröder, Tony Parker und die anderen NBA-Stars zu sehen. Die Nationalteams rücken durch die Reform also mehr in den Fokus, müssen aber eine sportliche Schwächung in Kauf nehmen.