Fleming übernimmt deutsche Basketballer

Berlin (dpa) - Mit Dirk Nowitzki will Chris Fleming eine neue Ära der deutschen Basketballer begründen und die dringend benötigte Kontinuität auf dem Trainerposten bringen.

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Der frühere Meistercoach unterschrieb einen Vertrag für zwei Jahre und soll die Korbjäger des Deutschen Basketball Bundes (DBB) über die EM 2015 mit der Vorrunde in Berlin bis zu Olympia nach Rio de Janeiro führen. „Für mich persönlich ist das eine ganz große Ehre, in einem Land zu arbeiten, in dem ich über die letzten 20 Jahre die Chance bekommen habe“, sagte der 44-jährige Amerikaner bei seiner Vorstellung in Berlin.

Neben zahlreichen Weggefährten lobte auch Nowitzki die Entscheidung für Fleming. Dieser sei „eine sehr gute Wahl“, sagte der Superstar der „Bild“-Zeitung. „Er ist ein wirklich guter Coach, das hat er in Bamberg bewiesen. Und er kennt die deutschen Spieler, was ein großes Plus ist.“

Mit ruhigen, aber wie gewohnt klaren Worten skizzierte Fleming im Nobelhotel am Landwehrkanal seine Visionen. „Ich bin überzeugt davon, dass in der Mannschaft großes Potenzial steckt. Wir haben einen Kader, der breiter ist als je zuvor“, sagte der Nachfolger von Emir Mutapcic und verwies unter anderen auf die Mit-Zwanziger Per Günther, Elias Harris, Tibor Pleiß oder auch NBA-Talent Dennis Schröder.

Aber auch die beiden Routiniers aus der nordamerikanischen Profiliga sollen bei der EM 2015 den ersten Schritt nach Rio bereiten. „Sie sind herzlich willkommen. Wir haben gute Signale bekommen, dass sie es auch tun werden“, sagte Fleming über eine mögliche Teilnahme von Chris Kaman und vor allem Superstar Nowitzki. „Im Moment habe ich es auf dem Plan und es wäre ein großer Spaß“, sagte der 36 Jahre alte Profi der Dallas Mavericks zuletzt.

Im Anschluss an die öffentliche Präsentation wolle er direkt seine Arbeit beginnen, betonte Fleming: „Die erste Priorität und die größte Baustelle ist die Kommunikation mit den Spielern und Vereinen.“ Nach dem EM-Vorrundenaus 2013 unter dem unerfahrenen Frank Menz und der mühevollen Qualifikation für die anstehende Euro mit Mutapcic versucht der DBB nun wieder für Ruhe im Traineramt zu sorgen. „Er ist eine Kapazität in seinem Fach“, erklärte DBB-Präsident Ingo Weiss und berichtete, dass es zudem eine Vertragsoption bis 2017 gebe. „Dann werden wir uns zusammensetzen. Das ist meine Wunschvorstellung. Wir haben vor, mit Chris in Richtung Tokio 2020 zu denken.“

Im Gegensatz zu Mutapcic, der als FC-Bayern-Assistenzcoach nur auf Honorarbasis angestellt war, erhält Fleming nun die Stelle als hauptamtlicher Bundestrainer.

Der frühere Quakenbrücker Zweitligaspieler kennt den deutschen Basketball seit langem. Nach einer erfolgreichen Zeit bei den Artland Dragons war er maßgeblich an der Erfolgszeit der Brose Baskets beteiligt, holte mit den Bambergern vier Meistertitel und dreimal den nationalen Pokal.

Fleming erhält nicht nur vom Verband, sondern aus dem ganzen deutschen Basketball einen großen Vertrauensvorsprung. „Er kennt die Entwicklung hier, kennt die deutschen Spieler“, sagte der frühere Bundestrainer und heutige Bayern-Coach Svetislav Pesic. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir uns sehr gut für die Europameisterschaft vorbereiten können. Die deutschen Spieler müssen mehr trainieren als alle anderen.“ Auch die Spitze der Bundesliga zeigte sich angetan von der Personalentscheidung. „Chris Fleming bringt den nötigen Drive und Gestaltungswillen für diese weit über die Nationalmannschaft hinausreichende Aufgabe mit“, lobte BBL-Geschäftsführer Jan Pommer.

Sieben Tage nach seinem Amtsantritt am 1. Dezember erwartet Fleming mit Spannung die Auslosung für die EM im Disneyland Paris. Als ersten von fünf Vorrundengegnern hat sich der DBB bereits die Türkei ausgesucht. „Das war sicherlich keine sportliche Entscheidung, da sind schwächere Gegner auf dem Markt“, sagte Fleming zu der Wahl. „Wir freuen uns auf diese Herausforderung.“ Nur die beiden Finalisten schaffen direkt den Sprung zu den Sommerspielen nach Rio, vier Teams aus Europa erreichen zumindest ein Olympia-Qualifikationsturnier.

Er habe nach dem Aus in Bamberg bei mehreren Clubs hospitiert - und ansonsten die Zeit für seine Familie genutzt, an seinem Haus in Quakenbrück „ein bisschen Laub gefegt“, berichtete Fleming mit einem Schmunzeln zum Abschluss der Pressekonferenz. Was den bestens gelaunten DBB-Präsident Weiss zu einem Überschriftenvorschlag für die mehr als ein Dutzend Journalisten animierte: „Wenn das keine Karriere ist: Vom Laubfeger zum Bundestrainer.“